Simpel-Klau beim HSV

Finanzbevollmächtigter kassierte beim HSV ab: Prozess entlarvt Sicherheitslücken im Finanzbereich des Clubs

„Die Tore beim HSV waren offen“, resümiert der Verteidiger. Und meint damit nicht den Kasten auf dem grünen Rasen, sondern die „Sicherheitslücken“ in der Buchhaltung des Clubs. Denn der Verteidiger ist kein gegnerischer Fußballprofi, sondern der Hamburger Anwalt Dirk Aringhoff, der gestern den Ex-Beisitzer der Abteilungsleitung fördernder Mitglieder/Supporters Club im HSV, Andree H., vor dem Altonaer Amtsgericht vertrat. Der heute 26-jährige hatte sein Ehrenamt beim Traditionsclub ausgenutzt, um kräftig in die Kasse zu langen und knapp 20.000 Euro Vereinsvermögen auf seine eigenen Konten umzuleiten.

Das war ganz einfach gewesen: Andree H. erstellte auf seinem Heimcomputer zwei fingierte Rechnungen für nicht existente Firmen, fälschte eine Unterschrift und reichte die Rechnungen über 10.900 und 9.350 Euro vergangenen März in der Buchaltung des Vereins ein. Diese überwies ohne weitere Prüfung die Beträge auf das angegebene Konto des Angeklagten, den zu dieser Zeit nach längerer Erwerbslosigkeit Schulden in fünfstelliger Höhe plagten. Erst als H‘.s Bank stutzig wurde, flog der Schwindel auf.

Vor Gericht ist der 26-Jährige geständig – die Faktenlage ist eindeutig. Er habe aufgrund seiner „finanziellen Nöte nicht weitergewusst“ und „sich keine Gedanken über die Folgen“ gemacht. „Ich war blauäugig“, bekennt Andree H. An das Geld zu kommen, habe „keine Mühe“ gemacht: „Das war sehr leicht.“

In seinem Urteil schließt sich der Richter der Staatsanwältin an, die auf eine Freiheitsstrafe in Höhe von sechs Monaten auf Bewährung wegen Untreue im Zusammenspiel mit Urkundenfälschung plädiert hatte. Während H‘.s Geständnis und sein Bemühen, den Schaden auszugleichen, strafmildernd berücksichtigt wird, verhindere der erhebliche Schaden und das „planvolle Vorgehen“ des Angeklagten, dass dieser mit einer Geldstrafe davonkommt. Marco Carini