Syphilis mal drei

Robert-Koch-Institut meldet überproportionalen Anstieg der Infektionszahlen in Bremen. Prävention chancenlos?

Bremen/Berlin taz ■ Die Zahl der Syphilis-Erkrankungen in Bremen hat sich im letzten Jahr gegenüber dem Vorjahr mehr als verdreifacht. Bundesweit stieg sie um ein Fünftel. Das geht aus einem jetzt veröffentlichten Bericht des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor. Betroffen sind in drei Vierteln der Fälle homosexuelle Männer.

Das RKI führt den starken Anstieg vor allem auf häufigeren ungeschützten Geschlechtsverkehr mit häufiger wechselnden Partnern zurück – unter anderem eine Folge der gesunkenen Angst vor AIDS. Die Gesundheits-Statistiker alarmiert das gleich doppelt. Zum einen drohten auch bei einer – prinzipiell mit Antibiotika behandelbaren – Syphilis-Erkrankung, insbesondere wenn sie nicht erkannt werde, nach Jahren „erhebliche Folgeschäden“. Zum anderen seien die steigenden Infektionsraten als „Warnhinweis“ auf wieder zunehmende HIV-Infektionen zu werten. Und: Syphilis begünstigt die Übertragung von HIV.

Hohe Syphilis-Infektionsraten gibt es vor allem in Großstädten. Mit dem Sprung nach vorn reiht sich Bremen (gut 7 Erkrankungen pro 100.000 EinwohnerInnen) auf Platz drei hinter Berlin (18,1) und Hamburg (12) ein.

Das Bremer Gesundheitsressort verwies auf die Möglichkeit, sich im Gesundheitsamt kostenlos beraten und untersuchen zu lassen. Im Übrigen sei hinreichend bekannt, dass vor Syphilis die Verwendung von Kondomen schütze. Osamah Hamouda, Syphilis-Experte im RKI, wies dagegen darauf hin, dass sich Syphilis auch beim Oralverkehr leicht übertrage – wo Kondome nach wie vor nur selten genutzt würden. Beratungsangebote im Amt allein seien zudem nicht ausreichend. Berater müssten vielmehr „an die Orte gehen, wo die Betroffenen sind.“ sim