Neuer HSV-Trainer
: Keine Frage der Moral

Glaubwürdigkeit war noch nie des Fußballs Lohn. Wer den HSV in den letzten Spielen beobachtete, wusste dass etwas passieren muss – nur was, darüber war sich die Führungsriege nur allzulange unklar. Unerklärlich – wie auch der plötzliche Leistungsabfall des Teams, das noch vor einigen Wochen den Ligapokal gewann. Versucht wurde unter Jara einiges, geholfen hat alles nichts.

KOMMENTAR von OKE GÖTTLICH

Wer nun unter moralischen Gesichtspunkten versucht, den Wechsel als unglaubwürdig zu geißeln, hat Fußball nicht verstanden und ärgert sich wohl eher über die diskrete Vorgehensweise des Vereins als über die Tatsache an sich. Moral hat es in dem Geschäft nie gegeben.

Schlimmer ist es, dass der HSV-Vorstand ohne Vorstellungen über einen möglichen Nachfolger nach der 0:4-Pleite in Kaiserslautern sicherheitshalber Vertrauensbekundungen aussprach, weil noch kein passender Kandidat parat stand. Als Klaus Toppmöller dann überraschend schnell zusagte, verkündete HSV-Boss Hoffmann, dass „Vereinsinteresse über unsere eigene Glaubwürdigkeit geht“. Und erhält so wenigstens die Chance, dem hilflosen Abfall in untere Tabellenregionen einen psychologischen Stopper qua Trainerwechsel zu versetzen. Denn dass der HSV besser spielen kann, hat er mit dem Team bereits bewiesen. Sollte auch Toppmöller kein Umschwung gelingen und der Etat nicht, wie Hoffmann sagt, zum Saisonende ausgeglichen sein, lautet ganz schnell die Moral von der Geschicht‘: Verpflichte keinen neuen Vorstand nicht.

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