Logologie (4)
: SV Werder Bremen

Was früher das Wappen war, ist jetzt ein Logo: ein Symbol, das Stärken optisch auf den Punkt bringt. Statt gefährlichen Wildschweinen und federgeschmückten Helmen wird heute meist reduzierten Strichzeichnungen der Vorzug gegeben – die trotzdem Wesentliches über die eine Organisation oder Firma aussagen sollen. Grund genug für die taz, in einer Serie ausgewählte Logos aus Bremen und Umzu zu analysieren.

Eine grün-weiße Raute, darin ein geschwungenes großes W: an den Enden läuft der Buchstabe neckisch-verspielt aus, in der Mitte dagegen blitzen zackig die Kanten: das Logo des SV Werder Bremen bringt in seiner grafischen Unentschiedenheit nachgerade kongenial die heterogene Spielweise der Bundesliga-Kicker von der Weser zum Ausdruck. Mal zaubern sie wunderhübsch, mal würgen sie ein Grottenspiel heraus. Das Logo hat sich längst zu einer Art bremischer Nationalraute, zum informellen Stadtwappen entwickelt. Trikots mit dem W werden auch am Bodensee von eingefleischten Micoud-Fans zur Schau getragen, und in Bremen selbst prangt das W an unzähligen Auto-Heckscheiben.

Bezug auf das Logo nimmt selbstredend auch die offizielle Werder-Hymne, die vor Heimspielen in der Ostkurve inbrünstig intoniert wird: „Das W auf dem Trikot / Die Meisterschale glänzt noch / Jahre voller Frust / Doch Werder, wir kommen wieder“ – diese melancholischen Textzeilen, herausgebrüllt aus tausenden biergespülter Kehlen, prägen sich dem Werder-Zuschauer unweigerlich ein. Und weiter geht es in der Hymne: „Doch die Grün-Weißen kriegt keiner klein / Denn hier an der Weser weht ein besonderer Wind / Hier werden Wunder gemacht.“ Wunder, Wind, Weser – die Alliteration mit dem Werder-W kennt keine Grenzen.

Wenn Werder dann noch gegen Wolfsburg gewinnt, womöglich gar durch einen Wahnsinnsschuss von Valérien Ismaël, dann wurmt es den Gegner, und Werder ist mal wieder der Winner. Kein Wunder also, dass sich das Werder-W auf Bettwäsche, Badetüchern, Fußmatten, auf Aschenbechern, Socken und Dogger-Mützen wiederfindet – W-Fetischisten können es sich sogar auf ihr Handy „downloaden“.

Dreht man das W übrigens um 180 Grad, dann findet sich das Initial und die aktuelle Frisur eines berüchtigten Ex-Werderaners wieder: das M mit den tiefen Geheimratsecken ist ein letzter, höhnischer Gruß von Quälix Magath.         jox