Jukebox

He didn‘t take the time to lie. Das Leben im Mixtape

Der Song der Woche ist natürlich „Bang Bang“, gesungen von Nancy Sinatra. Der Augenaufschlag des neuen Tarantino-Films, das Erste, was uns bei „Kill Bill“ zublinzelt, mit verhallter Gitarre und der Verletzlichkeit in der Stimme Nancy Sinatras. Robust genug aber, dass der Song die ganzen Feste durchstehen wird, auf denen er jetzt auf die Plattenteller gezerrt werden wird, Bang bang, I hit the ground, Bang bang, that awful sound. Wie es schon Dusty Springfields „Son of the Preacherman“, eines der Herzstücke des Pulp-Fiction-Soundtracks, einst ausgehalten hat. Überhaupt sind die Filme Tarantinos von der Musik angetrieben. Die eigentliche Seele. Bei „Kill Bill“ hat er wieder die ikonischen Sixties untergebracht, Soul mit Isaac Hayes, Krautrock von Neu!, die Panflöte Zamfirs, Japan-Pop, den Diskostampfer „Don’t let me be misunderstood“ von Santa Esmeralda. Aus der klinischen Pespektive betrachtet passt da nichts und fügt sich doch stimmig zusammen, gar nicht amalgamiert, sondern als Patchwork. Verflochtene Leidenschaften, Tonspuren des Lebens, mit Liebe zusammengestellt. Wie ein Mixtape. So funktioniert auch der Film, nur Szenen, eigentlich keine Geschichte. Und doch hat „Kill Bill“, obwohl im höchsten Maße artifiziell, mit dem Mixtape wieder was mit Leben zu tun. Nichts passt. Alles geht zusammen.Die informelle Nancy-Sinatra- (und Lee Hazlewood) Top-Five:Summer WineSome Velvet MorningSandI move aroundFriday’s ChildOkay, Zusatzzahl: These Boots are made for walkin’.Geschrieben wurde „Bang Bang“ von Sonny Bono. Der war Popstar und später Bürgermeister von Palm Springs und starb bei einem Skiunfall. Passt nicht und ist eben so. THOMAS MAUCH