Ist doch nur ‘ne Bombe

Bauarbeiter melden Bombenfund unmittelbar neben dem Bahnhof Friedrichstraße erst nach einem Tag. Feuerwerker: Explosion hätte tödlich sein können. Bahnhof wurde weiträumig abgesperrt

von JOHANNES GERNERT

Der Fund hätte tödliche Folgen haben können. Am Georgenplatz, unmittelbar neben dem Bahnhof Friedrichstraße, stießen Bauarbeiter schon am Mittwochmorgen auf die Reste einer amerikanischen 250-Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg.

Statt den Fund an dem belebten Ort aber wie vorgeschrieben sofort zu melden, hätten die Arbeiter die mit einer Zündung versehenen Bombenreste von rund 30 Zentimetern Durchmesser sogar bewegt, erklärte gestern Bernd Nieter, der Feuerwerker der Polizei. Den Sprengstoff hätten sie anfänglich für Sand gehalten. Wäre der Zünder explodiert, „hätte das tödich sein können“, so Nieter.

Die Bauarbeiter hatten die Polizei erst einen Tag nach dem Fund verständigt, am Donnerstag um 11.30 Uhr. „Womöglich ist die Gefahr nicht sofort erkannt worden“, sagte Polizeisprecher Uwe Kozelnik. So konnte das gefährliche Gut erst mehr als 24 Stunden nach dem Fund entsorgt werden. Gestern Mittag wurden die Überbleibsel gesprengt.

In Berlin werden noch immer regelmäßig Bomben oder andere Waffen aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Etwa 100 Einsätze im Jahr habe die Polizei deshalb, so Kolzenik. Deshalb hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung extra ein „Merkblatt zur Kampfmittelbergung“ für Baufirmen herausgegeben. Darin fordert sie, im Falle eines entsprechenden Fundes „die Arbeiten sofort einzustellen und die Polizei über Notruf 110 zu verständigen“. Zudem können Bauherren sich an die Behörde wenden, um Hilfeleistungen zur „Ermittlung und Bergung nicht chemischer Kampfmittel zu erhalten“.

Bei den Bauarbeiten am Bahnhof Friedrichstraße ist nicht auszuschließen, dass die Senatsverwaltung selbst der Bauherr ist. „Wir haben eine Baumaßnahme am Georgenplatz“, sagte eine Mitarbeiterin. Dass es sich dabei um den Fundort handelt, konnte sie nicht bestätigen. Nach dem Anruf der Bauarbeiter sei ein Funkwagen an den Fundort gefahren, um die Lage einzuschätzen, sagte Polizeisprecher Uwe Kozelnik. Anschließend wurde der Feuerwerker der Polizei gerufen. Die Bauarbeiten wurden daraufhin eingestellt.

Um 13.26 Uhr schließlich habe die S-Bahn vom Bundesgrenzschutz „Meldung bekommen“, erklärte deren Sprecher Andreas Fuhrmann. Der Bahnhof wurde geräumt. 35 Polizisten und 100 BGS-Beamte waren im Einsatz. Kurz nach 15 Uhr gab es einen kurzen, dumpfen Schlag und die Bombe war gesprengt. In anderen Fällen würden solche Waffen auch entschärft oder zunächst abtransportiert, sagte Nieter. Hier sei die Gefahr wegen der noch vorhandenen Zündung aber zu groß gewesen.

Rund eine Stunde lang hielten keine Züge an der Friedrichstraße. Auch die U6, einige Straßenbahnen und eine Buslinie waren nach BVG-Angaben für ungefähr zwanzig Minuten gestört.