Giftsuppe in Mariaglück

Anwohner klagen gegen weitere Flutung des ehemaligen Salzbergwerks bei Celle. Sie befürchten, es könnte Gift ins Trinkwasser gelangen. In dem Schacht ist nicht nur Lauge aus der Asse, sondern auch aus Müllverbrennungsanlagen

Der Schacht Mariaglück in Höfer südlich von Celle soll nicht weiter mit giftiger Lauge aus der Rauchgasreinigung befüllt werden. Ein Anwohner-Ehepaar hat beim Landgericht Lüneburg dazu eine einstweilige Verfügung beantragt. Das Paar, das über dem ehemaligen Kali- und Salzbergwerk wohnt, befürchtet, es könnte Gift in das Grundwasser dringen, mit dem es seinen Gemüsegarten beregnet.

Der Name der Grube ist vor zwei Monaten durch die Presse gegangen, weil sie zu den drei ehemaligen Bergwerken gehört, in die Lauge aus dem Atommüll-Lager Asse bei Wolfenbüttel gefüllt wird. Die Laugen-Transporte von der Asse zum Schacht Mariaglück begannen Mitte 2006. Im Sommer 2008 wurden sie gestoppt, nachdem Pannen in der Asse bekannt geworden waren. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die in Rede stehende Lauge eine Radioaktivität aufweist, die weit unter den gesetzlich als kritisch geltenden Grenzwerten liegt. Anfang Februar hat das Bundesamt für Strahlenschutz die Transporte wieder aufgenommen.

Bei der Verhandlung vor dem Landgericht stellte sich heraus, dass in Mariaglück nicht nur schwach radioaktive Lauge aus der Asse verklappt wird. Dazu kommen giftige Laugen aus der Rauchgasreinigung von Müllverbrennungsanlagen, wie Vertreter der Firma K + S bestätigten, der das ehemalige Bergwerk gehört.

Die Schwermetall-Gehalte dieser Lauge reichten aber nicht aus, um diese zu „gefährlichem Abfall“ gemäß der Abfallverzeichnis-Verordnung zu machen, argumentierten Vertreter von K + S. Die Lauge sei nur als gefährlich eingestuft, weil ihre Salzkonzentration hoch sei und der Inhalt aus Müllverbrennungsanlagen stamme.

Die Grube Mariaglück wird seit 2001 geflutet und ist etwa zur Hälfte voll gelaufen. Sieben Prozent der Lauge in Mariaglück kommen nach Angaben von K + S aus dem Atommüll-Lager Asse oder aus Müllverbrennungsanlagen. Der Rest sei Flusswasser. 2012 soll sie vollends geflutet sein.

Das Ehepaar hatte in seinem Antrag Parallelen zum ehemaligen Salzbergwerk Asse gezogen. In dem dortigen, einmal als „trocken“ geltenden Salzstock säuft die Grube ab und droht einzustürzen. Wie sich herausstellte, wurde sie nicht nur als Versuchsendlager sondern offenbar auch als billige Atommüllkippe der Energieversorger benutzt.

Der Salzstock Mariaglück sei dicht, versichert K + S. Es könne keine Lauge in die Umgebung gelangen. Der Richter beim Landgericht hat festgestellt, dass das Fluten der 800 Meter tief liegenden Hohlräume in Mariaglück zulässig sei. Die Betreiber hielten die vorgeschriebenen Grenzwerte ein. Das Urteil wird am 16. April erwartet. DPA/KNÖ