Auszeichnung für richtigen Riecher

Zwei US-Forscher erhalten für ihre Arbeiten über den Geruchssinn den Medizinnobelpreis

BERLIN taz ■ Der diesjährige Nobelpreis für Medizin geht in die USA. Die mit rund 1,1 Millionen Euro dotierte Auszeichnung teilen sich Richard Axel (59) vom Howard Hughes Medical Institute der Columbia-Universität in New York und Linda Buck (58) vom Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle, gab gestern Mittag das Nobelpreiskomitee in Stockholm bekannt. Die beiden Wissenschaftler hätten in den 90er-Jahren die grundlegenden Erkenntnisse über Duftrezeptoren und der Organisation des Geruchssinns veröffentlicht. Ihre Arbeiten hätten dazu beigetragen, „den unbekanntesten unserer fünf Sinne zu verstehen“, heißt es in der Begründung des Stockholmer Karolinska-Instituts.

Bis zu 10.000 verschiedene Duftstoffe kann der Mensch unterscheiden und sich auch daran erinnern. Lange Zeit war unklar, wie dies geschieht. Erst Richard Axel und Linda Buck gelang der entscheidende Durchbruch. In gemeinsamen Experimenten in Axels Labor – Linda Buck war dort als Postdoc – konnten sie 1991 zeigen, dass für die etwa fünf Millionen Riechzellen beim Menschen über 1.000 Gene verantwortlich sind. Das sind etwa drei Prozent aller Gene. Jedes davon enthält die Bauanleitung für einen Geruchsrezeptor, der nur eine kleinen Gruppe chemisch ähnlicher Duftmoleküle erkennen kann.

In den späteren Jahren forschten die beiden Nobelpreisträger zwar immer noch auf dem gleichen Gebiet, aber an verschiedenen Instituten. Unabhängig voneinander entdeckten beide, dass jede Riechzelle nur einen einzigen Typ von Rezeptor ausbildet und somit die Anzahl der verschiedenen Riechzellen genauso groß sein muss wie die Anzahl der „Riechgene“. Auch veröffentlichten Axel und Buck zahlreiche Arbeiten darüber, wie die Signanale von den Riechzellen an das Gehirn weitergeleitet und verarbeitet werden. WOLFGANG LÖHR