Uni-Bewerbung
: Keine zweite Chance

Auf den ersten Blick sieht es wie ein feine Sache aus: Künftig, so scheint es, sollen nicht mehr nackte Zensuren darüber entscheiden, wer Einlass in die Hochschulen findet. Das anonyme Auswahlverfahren per Numerus clausus hat ausgedient. Jetzt zählt Erfahrung, Motivation und Persönlichkeit statt einer Schulkarriere, was ja viel gerechter ist. Aber, das ist sicher, so geht der Plan nicht auf.

Kommentar von EVA WEIKERT

An der Uni lernen und forschen 39.500 Studierende, bis zu 18.000 Abiturienten bewerben sich pro Semester auf einen der 5.000 Anfängerplätze. 694 Professoren lehren an der Uni – kämen auf jeden mindestens 26 Bewerbungsgespräche. Diese Rechnung muss scheitern.

Die Zukunft sieht demnach ganz anders aus: Schulnoten kommen noch stärker zum Tragen. Ist es doch für die unterausgestatteten Hochschulen das simpelste und billigste Verfahren, einzelne Fächerschulnoten einfach oder doppelt zu werten. Wenn zugleich der Zugang über Wartezeit versperrt ist, kommen nur noch schulische Leistungsträger in die Hörsäle.

Wer so ambitioniert ist und Auswahlgespräche und Eignungstests etablieren will, muss das auch bezahlen. Doch Senator Dräger gibt den Lehrstätten keinen Cent dazu. Dass an Massenunis individuelle Bewerberauslese utopisch ist, hat Dräger dabei nicht vergessen. Der geplante Kahlschlag bei den Geisteswissenschaften hat sich sogar schon bundesweit herumgesprochen.

Die Uni soll schrumpfen, der Senator will Klasse statt Masse. Schade um seinen Staatsrat.