Arabisches Puzzle

Spiegel der Zerrissenheit und Vielstimmigkeit: Ein Lexikon arabischer Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts

Pünktlich zur Buchmesse erscheinen jedes Mal viele Bücher, die ihre Existenz allein dem jeweiligen Länder-Schwerpunkt verdanken. Nur wenige sind dabei von so praktischem Nutzen wie das „Lexikon arabischer Autoren“, das die Islamwissenschaftlerin Mona Naggar aus Tübingen und der Lyriker und Verleger Khalid al-Maaly aus Köln zusammengetragen haben. Die akribische Fleißarbeit der beiden Herausgeber füllt eine publizistische Lücke, die durch den Buchmessen-Schwerpunkt in diesem Jahr erst offenkundig geworden ist. Ein solches Nachschlagewerk hat selbst in der akademischen Fachwelt bislang gefehlt.

Ihr Kompendium bietet die perfekte Orientierungshilfe, um sich auf dem unübersichtlichen Terrain der modernen arabischen Literatur zurecht zu finden. Rund 300 arabische Autoren finden sich hier versammelt und werden mit Biografie und bibliografischen Angaben vorgestellt. Dabei werden im Anhang nicht nur stets die wichtigsten Werke im arabischen Original aufgeführt, sondern auch die Übersetzungen ins Deutsche, soweit vorhanden. Gerade bei prominenteren und auch in Deutschland bekannten Autoren wie Nagib Mahfus, Khalil Gibran, Assia Djebar oder Tahar Ben Jelloun sind das ausführliche Abhandlungen und eingehende Analysen, die eine kompakte Einführung ins literarische Schaffen bieten. In vielen Fällen sind das aber auch nur knappe Angaben, die über den Umfang eines durchschnittlichen Klappentexts nicht hinausgehen.

Diese leichte Unausgewogenheit schmälert das Verdienst des Lexikons jedoch in keiner Weise, schließlich kennt man viele der aufgeführten Namen im Westen überhaupt nicht. Im Puzzle der Kurzbiografien spiegelt sich die spannungsvolle Geschichte der arabischen Welt zwischen Kolonialisierung, nationaler Unabhängigkeit und Moderne. Teilweise liest sich das Buch wie ein Berichtband von amnesty international, so oft tauchen die Begriffe „Gefängnis“, „Zensur“ und „Exil“ in den Autoren-Biografien auf. Konsequenterweise wurden deshalb auch solche Autoren berücksichtigt, die im Ausland leben und in anderen Sprachen schreiben, etwa deutsche Autoren wie Rafik Schami und Suleiman Taufiq: ein Spiegel der Zerrissenheit und Vielstimmigkeit der arabischen Literatur. BAX

Khalid Al-Maaly und Mona Naggar (Hg.): „Lexikon arabischer Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts“. Palmyra-Verlag 2004. 330 Seiten, 24,90 Euro