Norden sackt ab

Wenig Innovatives zwischen Harz und Holstein: Im Vergleich zum Süden weniger Patente und Investitionen

HANNOVER taz ■ Statistiken lügen nicht – häufiger die, die sie interpretieren. Einzig glaubwürdig erscheinen da die Statistiker selbst. Umso unerfreulicher, dass die Datenzähler des niedersächsischen Landesamts für Statistik (NLS) gestern betonten, dass nicht nur das Wirtschaftsgefälle zwischen Ost und West, sondern auch das zwischen Nord und Süd immer größer werde. „Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, seit drei Jahren auch das Saarland, liegen im Bereich Innovation eindeutig vorne“, sagte der Präsident des NLS, Karl-Ludwig Strelen. Dagegen sackten die Nord-Länder ab.

Beispiel Patentanmeldungen: Hier hat Bremen im Zeitraum zwischen 1997 und 2001 etwa 24, Hamburg 17, Niedersachsen 8,5 und Schleswig-Holstein 5 Prozent weniger Patente zu verzeichnen. Im Bundesdurchschnitt sank die Zahl der Anmeldungen „nur“ um 2,2 Prozent. Auch bei den Investitionen hält die Küstenregion die rote Laterne. Während Bremen im Fünfjahresvergleich (1996 bis 2000) mit minus 13 Prozent sogar bundesweit Letzter ist, setzte sich Hamburg mit einem Plus von fast 25 Prozent positiv ab.

Insgesamt ist die Entwicklung zwischen Harz und Holstein im vergangenen Jahr ungünstig verlaufen, stellten die Statistiker fest. Rückgänge gab es bei den Geburten, den Erwerbstätigen und den Existenzgründungen. Rühmliche Ausnahme ist wiederum Hamburg, das die Zahl seiner neuen Firmen im Vergleich zu 2001 um fast 2.000 auf 19.500 steigern konnte. Im Fünfjahresvergleich (1997 bis 2001) ist die Hansestadt sogar mit fast zehn Prozent mehr Gründungen bundesweiter Spitzenreiter. Allerdings stieg dort auch die Zahl der Gewerbe-Abmeldungen um fast sechs Prozent.

Unter den Blinden ist der Einäugige König: So stagnierte in Niedersachsen zwar mit einem Plus von 1.900 de facto die Zahl der Arbeitsplätze im vergangenen Jahr. Dennoch reichte das für den ersten Platz unter allen 16 Bundesländern.

Kai Schöneberg