Karstadt sucht Gleichgesinnte

Gemischte Stimmung nach Karstadt-Krisengipfel in Düsseldorf. Der Konzern schlug die Gründung einer Gesellschaft vor. Städte sollen sich an Karstadt beteiligen – aber bloß ideell, nicht finanziell

VON BORIS R. ROSENKRANZ

Eigentlich sollten jetzt alle Beteiligten Bescheid wissen, wie sich der KarstadtQuelle-Konzern aus seiner misslichen Lage befreien will. Doch der Krisen-Gipfel der von der Kaufhaus-Misere betroffenen Oberbürgermeister und der Karstadt-Vorstandsvorsitzenden Helmut Merkel und Christoph Achenbach, befriedigte die Erwartungen der Teilnehmer nur teilweise.

Die Stimmung nach der Sitzung am Dienstagabend war gemischt. Manche OBs sehen nun einen Streif am Horizont, andere tappen weiterhin im Dunkeln. Und bei Karstadt begnügte man sich gestern lediglich mit Worthülsen: „Es konnte nicht mehr rauskommen, als rausgekommen ist“, sagte Karstadt-Sprecher Jörg Howe. Und: „Ein Anteil der OBs ist beruhigt worden, ein anderer nicht.“ Offenbar sehen nur wenige Stadtspitzen eine direkte Einflussnahme der Politik als Möglichkeit, die verschuldete Kaufhaus-Kette zu retten. Genau das hatte Karstadt aber unter anderem im Sinn: Bei dem Treffen im Düsseldorfer Wirtschaftsministerium unterbreiteten die Karstadt-Chefs den Städten den Vorschlag, mittels einer Gesellschaft am Konzern zu partizipieren. Eine Beteiligung von Kommunen an einem Konzern ist allerdings ungewöhnlich. Jens Metzger, Sprecher des Städtetages, kann sich an einen ähnlichen Fall nicht erinnern. „Außerdem kann es nicht Aufgabe der Kommunen sein, einen Konzern zu betreiben“, sagt Metzger.

Doch so weit wird es wohl gar nicht kommen. Denn die Idee der Gesellschafts-Gründung wurde laut Gelsenkirchens Oberbürgermeister Oliver Wittke bei der Sitzung gleich mit Kopfschütteln belegt. „Der Vorschlag ist abstrus“, sagt Wittke lachend zur taz. Einen Grund hingegen, den Merkel unter anderem für die Karstadt-Schlappe anführte, sieht Wittke auch: die Ausweitung großer Einkaufszentren auf der „grünen Wiese“. Bestes Beispiel: das Oberhausener CentrO, gegen dessen Ausbau Wittke kämpfen will.

Essens Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger (CDU) findet, der Vorschlag werde „viel zu hoch gehängt“. Merkel habe nur „durchdekliniert, was man alles machen könnte.“ Für Essen sei das ohnehin „kosmisch“. Das Gespräch an sich habe für ihn aber nichts Neues gebracht.

Harald Schartau (SPD) ist dennoch zufrieden mit dem Verlauf: „Wir sind jetzt an einem Punkt, wo überall im Land Klarheit über den Kurs von KarstadtQuelle herrscht“, teilte der NRW-Wirtschaftsminister, der das Gespräch anberaumt hatte, gestern mit. Karstadt habe in beispielhafter Offenheit das Gespräch mit den Kommunen gesucht. Derlei Offenheit wurde von den Anwesenden aber wohl falsch interpretiert: Während die Städte davon ausgehen, sie sollten sich finanziell an der Gesellschaft beteiligen, ruderte Karstadt gestern Nachmittag zurück: „Es handelt sich nur um eine ideelle Unterstützung“, hatte Jörg Howe nach langen Recherchen heraus bekommen.