Alles neu macht die WM 2006

Bahn, Bund und Land wollen die heruntergekommenen S-Bahnhöfe Eidelstedt und Stellingen herrichten, damit Hamburg vor den Fußballfans aus aller Welt nicht das Gesicht verliert. Der Boden des Tunnels zum Volkspark soll tiefer gelegt werden

Im Gebüsch sammeln sich Bierdosen, bemooste Schilder säumen den Weg

von gernot knödler

Der S-Bahnhof Eidelstedt ist kein schöner Anblick: Kacheln wie im Schlachthaus, zum Teil weiß überstrichen, kleben an den Wänden. Große Teile der Deckenverkleidung wurden heruntergerissen, so dass die Stahlträger zu sehen sind. Es stinkt nach Urin. Zum letzten Mal ist der Bahnhof 1966 erneuert worden. Glücklicherweise rückt die Fußball WM 2006 „mit großen Schritten näher“, wie die Eimsbütteler Bundestagsabgeordnete Angelika Mertens (SPD) erkannte. Bund, Land und Bahn haben sich daher zusammengerauft und beschlossen, den Bahnhof Eidelstedt und sein mindestens ebenso desolates Pendant in Stellingen grundlegend zu überholen. An diesen beiden Stationen werden die Besucher der WM-Spiele aussteigen.

Beide S-Bahnhöfe erhalten vom Bund behindertengerechte Personenaufzüge, weshalb sich Mertens, die auch parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium ist, in die beiden Vorhaben einweihen ließ. Ein neues Leitsystem soll die Fußballfans sicher von den S-Bahnhöfen zum Stadion und retour geleiten. Die Bahnsteige werden mit neuen Sitzgelegenheiten und Mülleimern versehen, die Bahnsteigdächer neu gedeckt und deren Pfeiler frisch gestrichen.

In Eidelstedt wird zudem ein Ausgang zur Reichsbahnstraße unter der Bahnstrecke wieder geöffnet. Künftig sollen Passanten von Süden her an einem Kiosk vorbei in den Bahnhof hinein und nach links in den Straßentunnel hinausgehen können, selbstredend in einem hellen, zeitgemäßen Ambiente. Im Bezirk Eimsbüttel bedauert man, dass sie bereits wenige Schritte weiter auf einen wenig einladenden Parkplatz stoßen werden. Da auch die Eisenbahnbrücke über die Reichsbahnstraße erneuert werden soll, läge es nahe, den Parkplatz einzubeziehen – ein Wunsch, der bei Bahn und Baubehörde allerdings bisher auf taube Ohren stieß.

Der S-Bahnhof Stellingen zeichnet sich im Norden durch einen Vorplatz aus, der mit Durchlass-Schleusen wie ein Stadion-Eingang verbarrikadiert ist. Im Süden führt ein Tunnel zu dem berühmt-berüchtigten, 1,5 Kilometer langen Fußweg zur AOL-Arena im Volkspark. Unter der Autobahn ist er so niedrig, dass man den Kopf einziehen zu müssen meint. Zwischen Autobahn- und Bahntunnel liegen haufenweise Bierdosen im Gebüsch. Hinter einem Gitter, das den Weg zu den Gleisen versperrt, sammelt sich Müll. Bemalte und bemooste Schilder säumen den Weg. Auf einer blitzblanken Hinweistafel daneben steht: „Deutsche Eisenbahn-Reklame GmbH“.

Im kommenden Jahr sollen die Gebäude und Sperren auf dem Vorplatz abgerissen werden. Der Platz erhält ein neues Pflaster, zusätzliche Fahrradständer und ein Dach. Er soll von einem Neubau mit einem Kiosk und einer Toilette flankiert werden, die nach Angaben der Bahn öffentlich und behindertengerecht sein soll. Bisher macht so mancher Biertrinker in die Büsche.

Die Fußgängertunnel sollen freundlich bemalt und mit einer neuen Beleuchtung versehen werden. Unter der Autobahn ist geplant, den Boden tiefer zu legen, um der bedrückenden Atmosphäre, die heute herrscht, entgegenzuwirken.

Bezirksamtsleiter Jürgen Mantell (SPD) zeigte sich erfreut darüber, dass die Bahnhöfe nach jahrelanger Diskussion endlich hergerichtet werden. „Die Fußball-Weltmeisterschaft war der Hebel“, sagt er.