Umbau total im Klinikum Mitte

Im Jahr 2011 soll das Krankenhaus-Areal in der östlichen Vorstadt nicht wiederzuerkennen sein: Für 175 Millionen Euro werden dann die meisten alten Backsteinbauten abgerissen sein, an ihrer Stelle ragen moderne Klötze hoch

bremen taz ■ Ab 2005 wird im Klinikum Mitte alles neu. Zeitgleich mit der Presse erfuhr gestern die Belegschaft des Klinikums vom „Masterplan“, den der Aufsichtsrat der gGmbH am Vortag beschlossen hatte: Für 175 Millionen Euro soll das Klinikum Mitte an der St. Jürgens-Straße für „den Wettbewerb der Zukunft“ gerüstet werden – und für die Bezahlung nach Fallpauschalen, die den deutschen Klinikmarkt derzeit aufmischen.

Nach den derzeitigen Plänen soll bis 2011 auf dem Klinikgelände ein kompakter, mehrstöckiger Neubau entstehen. Das alte Areal zwischen Bismarckstraße und Schwarzem Meer wird dann kaum noch zu erkennen sein, die meisten Häuser darauf abgerissen oder verkauft sein.

Mit den alten Pavillions werden auch „Erbhöfe“ fallen, hieß es gestern: Statt Fachkliniken soll es neun medizinische Kompetenzzentren geben – mit so anschaulichen Namen wie „Bauch“, „Mutter und Kind“ oder „Kopf“. Auch die Arbeitsorganisation wird erneuert: In der ehemaligen St. Jürgen-Klinik soll es künftig 750 statt bisher 1.000 Krankenbetten geben. Zugleich wird Personal abgebaut, je nach Berufsgruppe zwischen sieben und 30 Prozent. Dabei werde auf die natürliche Fluktuation gesetzt, so der Chef der gemeinnützigen Krankenhausholding, Wolfgang Tissen. Bereits jetzt verhandle man über einen „Personalbinnenmarkt“, wonach Klinikbeschäftigte innerhalb der vier gemeinnützigen Häuser versetzt werden könnten.

Festklopfen müssen Experten unterdessen weitere Details, so Staatsrat Arnold Knigge, als Vertreter des Gesundheitsressorts zugleich Aufsichtsratsvorsitzender. Ein zweiter Gutachter solle die nun vorgelegten Berechnungsgrundlagen prüfen. Auch müssten private Investoren für eine Public-Private-Partnership gefunden werden. Wobei der Chef der Krankenhaus-Holding, Tissen, ausdrücklich betonte: „Das werden keine privaten Klinik-Ketten sein“. Man wolle mit privaten Unternehmen kooperieren, die beispielsweise die Gebäude von der Planung bis zur Bewirtschaftung übernehmen. Der Neubau könne jährlich rund 30 Millionen Euro Betriebskosten einsparen.

Das Geld für den 175 Millionen Euro teuren Umbau wird nach bisherigen Plänen aus Darlehen, Landesmitteln und Public-Private-Partnerships stammen. Rund 30 Millionen hofft das Klinikum durch Verkauf von 40 Prozent Gelände und freiwerdenden Gebäuden zu erwirtschaften. Dafür könnten sich Unternehmen des Gesundheitsbereiches interessieren. Auch Wohnbebauung sei am Schwarzen Meer und an der Friedrich-Karl-Straße denkbar. Das neue Klinikum ist an der Bismarckstraße geplant. Als Förderung des Landes rechne das Gutachten derzeit mit rund 92 Millionen Euro für den Gesamtzeitraum. Dies sei zu prüfen, so Staatsrat Knigge. Derzeit gebe es einen Haushaltsansatz von rund 30 Millionen Euro jährlich für die Kliniken im Land. ede