die arabische verabredung von CORINNA STEGEMANN
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Ich war 17 Jahre alt, als ich mich in den Ferien in Mohammed verliebte. Es geschah in einem kommunistischen Arbeitslager in Dänemark. 1.000 Menschen aus aller Welt waren angereist, um Schulter an Schulter und ohne Bezahlung den Betreibern des Lagers ein Schwimmbad zu bauen. Dabei sangen wir fröhliche Lieder wie „Baggerführer Willibald“ und „Moorsoldaten“ oder „Yankee, go home“.

Abends hatten wir frei und durften durch das Lager stromern, um die fremden Kulturen kennen zu lernen. An einem solchen Abend erblickte ich diesen tollen Araber, den ich nie zuvor auf der Baustelle gesehen hatte. Er hatte schwarze Haare, eine Zahnlücke und einen langen schwarzen Umhang. Vom ersten Augenblick an war ich ihm verfallen. Doch ich sah ihn nur selten, denn beim Schwimmbadbau beteiligte er sich einfach nicht, und wenn er mir abends mal begegnete, hatte er stets so eine dumme Dänin im Arm.

Erst am letzten Tag, als es an das große Verabschieden ging, fand ich seinen Blick. Die schluchzende Dänin hatte ihre verheulten Augen in seinem Umhang vergraben und konnte deshalb nichts sehen. Flugs schrieb ich ihm meine Adresse auf und steckte sie ihm zu.

Es vergingen Tage des bangen Wartens, bis endlich ein Brief kam! Mohammed war Sportlehrer in Dubai und von nun an mein Brieffreund und Traummann. Jede Woche schickte er mir ein Päckchen mit Geschenken: Silberschmuck, reich bestickte Gewänder, Edelsteine … Ich war fest gewillt, Mohammed möglichst bald zu heiraten und ihm nach Arabien zu folgen, um ihm eine gute Frau zu sein.

Eines Tages schrieb er mir, er wolle bald seine Verwandten in Den Haag besuchen, und ich sei herzlich eingeladen, auch dorthin zu kommen. Ich zerbarst fast vor Aufregung. Meine Mutter wollte mir zwar verbieten, diese „zwielichtige Gestalt“ zu treffen, doch ich war inzwischen 19 und konnte machen, was ich wollte.

Als es endlich so weit war und ich in Den Haag aus dem Zug stieg, war kein Mohammed zu sehen. Nach einer halben Stunde beschloss ich, seinen Bruder anzurufen, bei dem wir wohnen wollten. Ich wusste, dass sein Bruder mit Vornamen Said hieß, und meinte, dass er Mohammeds Nachnamen tragen würde. Und ich fand auch einen passenden Said im Telefonbuch. Der meldete sich, und nachdem ich ihm meine Situation in einem Kauderwelsch aus Englisch und Französisch erklärt hatte, fand er sich dazu bereit, mich am Bahnhof abzuholen. Dort ließ er mich ausrufen, und auf der Autofahrt zu ihm nach Hause erzählte er mir leicht verwirrt, er habe keinen Bruder namens Mohammed und erwarte auch keinen Besuch aus Dubai. Dennoch wurde ich von Saids Frau Malika und seinem Schwager Achmed herzlich empfangen, schnell wurden noch ein paar Freunde angerufen, ein Festessen ward hergerichtet, und in Nullkommanichts war eine wundervolle Feier mit Gesang und Tanz für die fremde Frau aus Deutschland im Gange. Ich übernachtete auf dem Sofa und fuhr am nächsten Tag wieder heim.

Später stellte sich heraus, dass Den Haag zwei Bahnhöfe hat und ich am falschen ausgestiegen war. So kam es, dass eine vorbildliche Ehe schon im Ansatz scheiterte.