■ Ökosteuer und Umweltbewusstsein
: Europa braucht eine Energiesteuer

betr.: „Die hohe Rohölpreis zeigt, was möglich wäre“, Kommentar von Reiner Metzger, taz vom 29. 9. 04

Was ich zu diesem Artikel dazusetzen möchte, obwohl er schon ein sehr guter Artikel ist: Traurig an dem Ganzen ist, dass diese Bürde vom kleinen Manne/von der kleinen Frau getragen werden wird, die vielleicht irgendwo auf dem Land einen Job haben und jetzt kommt noch die Ökosteuer. Wie schnell kann sich ein Job verdünnisieren, wenn man nicht genug Knete hat, um zu tanken. Oder vielleicht um die zugige Mietwohnung zu heizen etc. Ja, catch 22, wie man hier sagt. Na? Is there anybody out there?

SABINE FLESCHUTZ, Nelson, BC, Kanada

Mal eben in einfacher Sprache mit allen möglichen Vorurteilen aufgeräumt. Dass die Argumente zum Teil Jahre alt sind, ist um so bedauerlicher für, na sagen wir, die Umwelt. Und erneut ein (mediengefiltertes) Darstellungsproblem von Rot-Grün. Differenziertheit ist leider größtenteils „out“. Möge die taz durchhalten.

PETER FRANKE, Lübeck

Es gibt keine Möglichkeit, um festzustellen, ab wann die Konjunktur von Ölpreisschwankungen beeinflusst wird. Der Autor wird hoffentlich wissen, wieso er sich auf die Zahl 20 Dollar oder mehr pro Barrel festlegt. Eine Erklärung wäre trotzdem schön gewesen. Unter diesen Bedingungen ist seine Modellrechnung völlig richtig, es fehlt nur eine kleine Ergänzung.

Der Preis für Öl kann mit Hilfe der Ökosteuer und dem allgemeinen Trend auf den Weltmärkten weiter steigen, und es beeinflusst nicht die Konjunktur. Positiver Nebeneffekt ist, dass die Nachfrage dank des gestiegenen Preises sinkt, also muss irgendwann der Ölpreis auch sinken. Zusätzlich erhöht sich der Anteil des Staates am Geschäft und somit sein Gewinn. Eigentlich gut, aber leider sind die agierenden Teilnehmer an den Weltmärkten gierig und handeln im ökonomischen Sinne rational. Sie passen sich also an. Sinkt die Nachfrage, dann wird auch das Angebot gesenkt. Diese Anpassung entspricht der Kalkulation eines jeden Monopolisten. Das Ergebnis ist wahrscheinlich ein Nullsummenspiel, wobei der Ölpreis einfach nur am Ende des Prozesses gestiegen ist. So weit zur Theorie.

In der Praxis sieht alles anders aus. Als Beispiel soll die Frage nach dem Einfluss des Zinssatzes auf die Konjunktur dienen. Niemand kann sagen, inwieweit eine Steigerung des Zinssatzes um ein Prozent die Konjunktur beeinflusst. Trotzdem gibt es eine Bundesbank und viele andere Institutionen und Personen, die sich darüber sehr viele Gedanken machen. Wichtig sind vor allem die ausgesendeten Signale. Steigt der Zinssatz, gibt es einen Trend zu weniger Investitionen, genauso verhält es sich mit dem Öl. Wann dieser Trend einsetzt, weiß keiner. Daher sollte die Politik immer azyklisch einwirken. Eine Steigerung der Ökosteuer wäre das falsche Signal, und wir wissen alle, wie die größten Weltwirtschaftskrisen entstanden sind. Meistens waren es Signale, die sie hervorgebracht haben.

CARLOS SANZ, Bonn

Ein Lichtblick im deutschen Blätterwald. taz verteidigt Ökosteuer! Europa braucht eine allgemeine Energiesteuer. Oder zumindest Deutschland. Diese sollte muss darf nach und nach bis auf 50 % Steueranteil erhöht werden. Damit die Lohnnebenkosten tatsächlich drastisch gesenkt werden können. Damit alle wieder gerne die dann geringe Einkommensteuer zahlen und ihr Geld im Land investieren. Damit Energie endlich sorgsam eingesetzt wird, überhaupt alle Rohstoffe. Damit kein Geld mehr für die Einfuhr und Gewinnung schädlicher Rohstoffe verbraucht wird. Damit beim Einkaufen auf Qualität geachtet wird, und folglich auch in der Produktion. Damit defekte Gegenstände wieder repariert werden. Damit es sich wieder lohnt, Werte zu erhalten. Auf dass hoffentlich alle wieder Arbeit haben, Arbeit, die der Schonung der natürlichen Ressourcen dient. Auf dass hoffentlich alle ein Auskommen haben, ohne dafür streiten zu müssen. Auf dass hoffentlich alle in Frieden und Gerechtigkeit leben können. JOACHIM KIMMERLE, Welzheim