unverbremt
: Altfloskelnprämie

Heutzutage wird ja alles „abgewrackt“. Autos zuallererst, ganz egal, wie sehr sie das Präfix „Alt-“ überhaupt verdient haben mögen. Aber natürlich auch Computer, Rennräder, Fernseher, Matratzen und was sonst noch so nach einem krisenaffinen oder wenigstens sexistischen Reklamespruch lechzt. Also warum nicht auch Bücher?

Das haben sie sich, ausgerechnet, im nurmehr online existierenden Bremer Antiquariat „Anares“ auch gedacht. Sie sehen damit gar „die Vernunft“ auf ihrer Seite, aller unseligen Assoziationen an Bücherverbrennungen zumTrotz. Sie wollen also eine „Abwrackprämie für Altbücher“ zahlen – 100 Euro. Aber nur für den, der auch 100 aussortierte Bücher im Alter von mindestens neun Jahren abliefert, dazu 555 Euros anlegt, in neue Altbücher, versteht sich. Also doch nur PR in eigener Sache, ungefähr so haarsträubend wie die Prämie selbst. Und kein Fall für jene Sorte Bildungsbürger, die sich gerne Bücher halten, um sie zu besitzen.

Aber halt! Das soll doch nur ein erster Schritt sein! Hin zu einem – Achtung: Schlagwort – Konjunkturpaket für die Kultur. 50 Milliarden Euro wider den autosüchtigen Zeitgeist werden da gefordert.

Eine Forderung, die durchaus Gehör verdient hätte, käme sie nicht presseöffentlich auch noch mit jenem ewigen Visionen-Zitat des ewigen Altkanzlers Helmut S. daher. Also: Altfloskeln abwracken! Ersatzlos.

Jan Zier