Stempel „psychisch schwer gestört“

betr.: „Der doppelte Kontrollverlust“, taz vom 19. 3. 09

Auf solch einen Artikel habe ich lange gewartet! Dem Täter die Zugehörigkeit zur „normalen“ Gesellschaft abzuerkennen und ihm den Stempel „psychisch schwer gestört“ aufzudrücken, passt an dieser Stelle wie die Faust auf das Auge. Wer sich nicht anpasst und mithält, ist anormal und wird ausgestoßen, anstatt dass sich mit dem Problem auseinandergesetzt und der Mensch so akzeptiert und wertgeschätzt wird, wie er ist. Mit allen Stärken und Schwächen. Verleumdung ist ja auch bequemer, als Probleme in der Gesellschaft und im Miteinander zu hinterfragen und anzugehen. Da wirken das Geschrei der Politik und Bevölkerung nach schärferen Kontrollen und Waffengesetzen und die „Killerspieldebatte“ nur lächerlich. Vielleicht sollten wir uns fragen, ob ein Mensch, der durch einen Amoklauf seine Macht demonstriert und Anerkennung zu bekommen glaubt, nicht auch selbst Opfer ist. REBECCA FISCHER, Hamburg