„zusatzjobs“
: Angriff auf ersten Arbeitsmarkt

Für Arbeitgeber wie die Wohlfahrtsverbände sind die so genannten „Zusatzjobs“ eine feine Sache: Sie bekommen kostenlos Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt, mit denen sie ihr Angebot halten oder verbessern können, ohne die Preise erhöhen zu müssen. Nun sagen einige Wohlfahrtsverbände: Was ist daran schlimm? Wir sind keine profitorientierten Unternehmen, sondern erfüllen gesellschaftliche Aufgaben, etwa im sozialen Bereich. Da gibt es viel Sinnvolles zu tun, aber leider ist die Gesellschaft nicht bereit, dafür anständig zu bezahlen. Wie bei der Betreuung von Pflegefällen.

Kommentar vonSusanne Gannott

Da ist was dran. Auf der anderen Seite: Auch die Wohlfahrtsverbände stehen in Konkurrenz zueinander. Wenn jetzt ein Verband seinen ambulanten Pflegedienst mit einem kostenlosen Zusatzangebot versieht – sagen wir: einem Vorleseservice – dann müssen die anderen nachziehen. Die Nachfrage an „Zusatzjobbern“ wird also zwangsläufig steigern. Zumal sich die Bereiche beliebig erweitern lassen, in denen sich „die Gesellschaft“ oder „der Staat“ nicht mehr zuständig fühlen. Beispiel Kinderbetreuung für alle: erstrebenswert, aber teuer. Da können tausende arbeitslose Erzieher und Pädagogen günstig beschäftigt werden.

Besonders fatal ist nun, wenn Arbeitslose in diesen Niedriglohnsektor gezwungen werden. Da mag die Kölner Sozialdezernentin noch so sozialarbeiterisch-soft daherkommen und behaupten, keiner werde zum Arbeiten gezwungen. Klartext redet der Chef der Arbeitsagentur: Wenn jemand bestimmte Jobs „grundsätzlich“ ablehnt, wird ihm das Geld gekürzt.

Die Folgen sind absehbar: Der erste Arbeitsmarkt wird immer weniger Menschen regulär beschäftigen und bezahlen, wenn er für die gleiche Arbeit „Billigjobber“ bekommt. Zwar gibt es sicher viele, die für eine „sinnvolle“ Beschäftigung dankbar sind: Aber bitte nicht aus Zwang – und zu einem angemessenen Lohn.