Ultimatum für den Rennverein

Bis zum 15. Oktober muss die Finanzmisere des Weidenpescher Vereins gelöst sein. Sonst kündigt das Bankhaus Oppenheim die Kredite. Vereinschef setzt weiterhin auf Teilbebauung der Pferderennbahn

von Frank Überall
und Pascal Beucker

Der Streit um eine Bebauung an der Kölner Pferderennbahn spitzt sich zu. Christopher Freiherr von Oppenheim hat als Mitinhaber der Hausbank des Vereins angedroht, den Geldhahn zum 15. Oktober zuzudrehen. Der taz liegt ein vertrauliches Schreiben vor, in dem der Bankier diesen Termin als Frist für ein tragfähiges Wirtschaftskonzept des Rennvereins nennt. Sollte das nicht vorliegen, sei das Bankhaus „unter Umständen gezwungen“, vom ihr zustehenden Sonderkündigungsrecht für die Kredite „Gebrauch zu machen“. Für diesen Fall werde Oppenheim auch seinen Vorstandsposten beim „Renn-Verein 1897“ aufgeben.

In einem Brandbrief an die Ratsfraktionen hat Vereinschef Claas Kleyboldt nun um dringende Unterstützung gebeten. Ein Gespräch mit Vertretern der Fraktionen hat bereits stattgefunden, endete aber ohne konkretes Ergebnis. Arbeitsplätze von rund 500 Beschäftigten stünden auf dem Spiel, schreibt Kleyboldt. Die Vereinsschulden beziffert er auf etwa 5,5 Millionen Euro. Hinzu kämen rund zehn Millionen Euro Investitionsbedarf, um den Rennbetrieb langfristig aufrecht erhalten zu können.

Als Lösung propagiert Kleyboldt erneut die Teilbebauung des Geländes. Die gesetzte Frist bis Mitte Oktober sei dabei ein besonderes Problem. Werde bis dahin keine Lösung gefunden, drohe dem Rennverein „jederzeit“ die Zahlungsunfähigkeit. „Darüber hinaus bedeutet dieses Schreiben, dass eine Rennplanung für das Jahr 2005 realistisch nicht mehr vorgenommen werden kann“, mahnt Kleyboldt. „Dies ist gleichbedeutend mit der Einstellung des Galopprennsports in Köln.“ Konkret bestehe dann die Gefahr, dass das Gelände an das Land zurück falle. In Gesprächen mit der nordrhein-westfälischen Landesregierung habe sich heraus gestellt, dass dann das Grundstück „verwertet“ werde. Kleyboldt bezeichnete die Fristsetzung der Hausbank als „sehr überraschende neue Entwicklung“.

„Wir lassen uns nicht terminlich unter Druck setzen“, konterte SPD-Fraktionsvorsitzender Martin Börschel. Alle alternativen Möglichkeiten zur Rettung des Rennvereins müssten in Ruhe geprüft werden. Die jetzt geplante Bebauungsform sei für die SPD nach wie vor nicht akzeptabel. Grünen-Fraktionschefin Barbara Moritz wies darauf hin, dass mögliche Modelle auch praktikabel sein müssten. Einerseits sei ein plausibles Betreiberkonzept vorzulegen, andererseits müssten die Anwohner Sicherheit haben, dass eine Teilbebauung nicht der Einstieg für weitere Bauvorhaben würden.

Angesichts der Ankündigung der Bank spricht die Bürgerinitiative „Grüne Lunge Rennbahn“ in einem offenen Brief an die Ratsfraktionen von einer „Drohkulisse der Insolvenz“, durch die sich die Politiker „nicht zu irreparablen Fehlentscheidungen drängen lassen“ sollten. Der „Flächen- und Vermögensverzehr“ sei keine nachhaltige Sanierung: „Diese Lösung mag bequem sein, da sie vor allem wieder auf die Unterstützung der öffentlichen Hand schielt statt Eigeninitiative zu zeigen.“ Zahlreiche Anwohner seien dagegen bereit, in einen Bürgerfonds zur Rettung der Rennbahn im Sinne „ethischer Kapitalanlagen“ einzuzahlen.

Kritisiert wird von der Bürgerinitiative und den Politikern, dass der Verein immer noch kein umfassendes Betriebskonzept für die Zukunftssicherung der Rennbahn vorgelegt hat. „Ein Wirtschafts- oder Restrukturierungsplan existiert nicht“, schreiben die Initiativensprecher Thomas Burghard und Regina Bechberger. „Damit steht und fällt aber die Glaubwürdigkeit des Rennvereins.“ Es sei an der Zeit, dass der Rennverein, die vermögenden Vereinsmitglieder und die dem Rennverein verbundenen Bankiers ihr finanzwirtschaftliches Knowhow für eine zügige Lösung einbringen.