Lahmender Porsche

Sportwagen der Handball-Bundesliga fährt in Kiel vor die Wand. Kiels Keeper Henning Fritz hält den 31:28-Erfolg gegen den HSV Handball fest

von Oke Göttlich

„Ihn ärgert, dass der HSV einen Supermarkt an der Hauptstraße hat, er aber nur eine kleine Filiale an der Ostsee.“ Geht es um die verbale Schlagfertigkeit, hat sich HSV-Trainer Bob Hanning vor noch niemandem versteckt. Ziel dieser Aussage war Kiels Manager Uwe Schwenker, der sich zuvor wenig subtiler zu der Lage beim HSV Handball äußerte. „Wer Porsche fährt, muss auch die Miete bezahlen“, hieß es unter der Woche aus Kiel angesichts der schwierigen finanziellen Lage in Hamburg.

Das Vorspiel auf der Medienklaviatur gehört inzwischen auch im Handball dazu, um vor wichtigen Spielen Aufmerksamkeit zu erregen. Der verbale Schlagabtausch beweist mit welchen Bandagen inzwischen um die Popularität im Norden Deutschlands gekämpft wird. Dabei geht es weniger um sportliche Inhalte als vielmehr um den Ruf des Marktführers im Sponsorenwerben.

Dem hochklassigen Medienschauspiel folgte auf dem Feld ein mindestens ebenso spannend gestaltetes Spiel. Am Ende musste der HSV mit 28:31 die zweite Niederlage in der laufenden Saison hinnehmen. „Wir haben verdient verloren, obgleich ich mit meiner Mannschaft zufrieden sein muss“, gab sich Hanning zurückhaltend. Der HSV-Trainer führte die Niederlage vor allem darauf zurück, dass sein Team „zu oft reagieren“ musste und „zu wenig agiert“ hat.

Nach der achten Minute konnte der HSV zu keiner Zeit mehr die Führung übernehmen. In der zweiten Hälfte sicherten die Kieler sich durch spielentscheidende Szenen zwischen der fünften und achten Minute den Vorsprung. Nach einer von vielen Paraden des herausragenden Kieler Keepers Henning Fritz gegen Guillaume Gille, einem abgefangenen Hamburger Pass des Kielers Christian Zeitz und einem weiteren Block der Kieler Abwehr erneut gegen Guillaume Gille konnte der THW einen Drei-Tore-Vorsprung herausarbeiten.

Der HSV kam zum Ende der dramatischen Partie immer wieder auf ein Tor heran, konnte den Ausgleich aber nicht mehr erzielen. „Wir waren am Ende zu hektisch“, erklärte der von Kiel nach Hamburg gewechselte Morten Bjerre. Noch-Nicht-HSV-Manager Dierk Schmäschke nahm die Niederlage weniger schwer: „Die Mannschaft hatte ja noch gar keine Zeit, endlich so richtig zusammenzuwachsen“, malt er die Zukunft rosig.

Beim THW kehrte Spielmacher Stefan Lövgren nach zwei Monaten ins Team zurück. Ebenso wie über dessen Einsatz freute sich der Kieler Coach Noka Serdarusic über den Sieg: „Der HSV war sicher nicht die stärkste Mannschaft, die in die Ostseehalle kommt, das Spiel war aber eine absolute Werbung für den Handballsport.“ Manchmal spricht eben auch der Sport für sich selbst.