Schöne Eindrücke

„Das sieht nicht nach Arbeit aus“: Werder Bremen zerpflückt den SC Freiburg beim 4:2-Sieg im Breisgau

Freiburg taz ■ Eine Stunde vor dem Abpfiff hatte man sich in Freiburg schon intensiv der Kunst zugewandt. In den schicken Räumlichkeiten für die Sponsoren stellte Jan Sosein Carl seine Bilder aus. Der Freiburger Künstler beschränkt sich auf das Grün des Rasens und das Weiß der Kalklinien und nennt seine Werke zum Beispiel Mittellinie auf Seitenaus. Gut möglich, dass das Ansinnen, diese Bilder – schon wegen der Entsprechung der Farben – auch mal im Weserstadion auszustellen, auf Gefallen stößt. Werder Bremen hat jedenfalls nur schöne Eindrücke mit nach Hause genommen.

Es ist noch nicht sehr oft vorgekommen, dass ein Gästeteam den SC Freiburg so demontiert hat, wie es die Mannschaft von Thomas Schaaf am Samstag gleichermaßen beim 4:2-Sieg schonungslos wie hinreißend vorgeführt hat. „Sehr beeindruckend, sehr deutlich, sehr klar“, frohlockte Werders Trainer Schaaf untypisch, und Volker Finke wollte nicht die Spur widersprechen: „Ich kann mich eigentlich dem Kollegen nur anschließen.“

Auch Finkes Mannschaft hatten die Argumente gefehlt gegen den zielstrebigen, direkten Fußball der Werderaner. Getragen wurde die imposante Vorstellung von der Mittelfeldraute Frank Baumann, Fabian Ernst, Krisztian Lisztes sowie dem magistralen Johan Micoud. Als der Franzose in der 37. Minute den dritten Treffer erst vorbereitete und den Querpass von Ernst vollendete, schlug sich selbst das Heimpublikum auf die Schenkel. So leicht und selbstverständlich kann Fußball aussehen.

Die Freiburger konnten sich hinterher grämen, ihren Beitrag zu den überfallartigen Gegenstößen der Bremer willfährig geleistet zu haben. „Wir haben so gespielt, wie es die Bremer gebraucht haben“, sagte Richard Golz. Die schlimmsten Befürchtungen der Breisgauer (Finke: „Werder ist mit das Beste, was die Bundesliga derzeit zu bieten hat – das sieht nicht nach Arbeit aus.“) hatten sich bewahrheitet.

Alle Augen richteten sich natürlich wieder auf Ailton, doch dessen Tagwerk war früh erledigt. Zunächst von Klasnic bedient hatte er die Führung erzielt, dann enteilte er nach einem tiefen Pass von Lisztes und schüttelte die Freiburger Innenverteidigung ab. Damit war die Partie nach 22 Minuten entschieden und der Brasilianer mit neun Toren zurück an der Spitze der Torjägerstatistik. Die aufgeregte Kritik der vergangenen Wochen konterte der Brasilianer trocken: „Zwei Tore – das ist Ailton.“

Werder-Kapitän Frank Baumann will dem Theater um den Wechsel von Ailton und Kristajic zu Schalke 04 sogar etwas Positives abgewinnen: „Die beiden wollen sich optimal aus Bremen verabschieden – und wir wissen, dass wir das Potenzial für ganz oben haben.“ Sagte es und stellte sich in der Schlange der Werder-Profis vor einer Frikadellenbude an. Christoph Kieslich