Albatrosse leiden an Flügellähmung

Alba siegt mit 80:69 gegen die Artland Dragons Quakenbrück. Eine überzeugene Leistung zeigten die Berliner nicht

Die Saison in der Basketball-Bundesliga begann eigentlich wie jedes Jahr. Vor dem ersten Spiel setzten die meisten Trainer auf Alba Berlin als Deutschen Meister der Saison 2003/2004. Dabei war vieles anders, als in den vergangenen Jahren.

Erstmals seit zehn Jahren gehört der langzeitverletzte Henrik Rödl nicht mehr zum Kader der Berliner. Zudem hat mit Jörg Lüdtke ein weiterer Publikumsliebling das Team verlassen. Dafür verpflichteten die Berliner John Best von den Giants aus Leverkusen, einen der zuverlässigsten Scorer der Bundesliga, sowie den polnischen Jungstar Szymon Szewczyk. Berlins Headcoach Emir Mutapcic sprach vor der Saison davon, dass man ein neues Team habe, das sich erst finden müsse. Doch das Vertrauen – auch in das Management des Vereins – ist in Basketballdeutschland mittlerweile so groß, dass man sich einfach nicht mehr vorstellen kann, dass Serienmeister Alba die Bundesliga nicht dominieren könnte.

Nach dem Saisonstart zeigt sich nun, dass Mutapcic mit seinen vorsichtigen Äußerungen richtig gelegen hat. In den ersten drei Spielen setzte es zwei Niederlagen. Ein ungewohntes Gefühl für die Berliner. Schon in der letzten Saison haben sie sich in der Liga bisweilen schwer getan. Die zwei Auswärtsniederlagen gegen Gießen und Bamberg zeigen nun erneut, dass der Leistungsstandard ausgeglichener geworden ist. Vor ein paar Jahren noch hätte man Wetten darüber abgeschlossen, wie hoch ein Sieg der Albatrosse gegen einen Aufsteiger wohl ausfallen würde. Heute müssen die Berliner hart um einen Erfolg kämpfen.

Mit den Artland Dragons aus Quakenbrück stellte sich am Samstag ein Neuling in Berlin vor, der von der ersten Minute an absoluten Siegeswillen zeigte. Alba geriet schnell in Rückstand, fand wohl auch deshalb nie zu einer spielerischen Linie und so entstand ein verbissen geführtes Kampfspiel.

Nur einer vermochte dem biederen Auftritt der Berliner in der ersten Hälfte ein paar Glanzlichter aufzusetzen. Der 20-jährige Pole Szymon Szewczyk stand überraschend in der Starting Five und es schien, als wolle er dem Trainer für diesen Vertrauensbeweis danken. Mit 11 Punkten und sieben Rebounds trug Szewczyk erheblich dazu bei, dass Alba mit einer Sechspunkteführung in die Pause ging.

„Der kann noch besser werden“, sagte Trainer Mutapcic nach dem Spiel. Dabei war wahrhaft nicht übel, was der ehrgeizige Pole mit Karriereziel NBA aufs Parkett legte. Seine Coolness unter dem Korb, vor allem seine Entschlossenheit beim Rebound sind für einen 20-Jährigen schon erstaunlich. Wenn er sich tatsächlich so weiterentwickelt, dann wird es sein Konkurrent unter dem Korb, Jovo Stanojevic, schwer haben, wieder in die ersten Fünf zu gelangen. Das Alba-Management scheint also ein goldenes Händchen gehabt zu haben. Denn es ist sicher nicht falsch, Szewczyk als einen der Matchwinner der Partie gegen Quakenbrück zu bezeichnen.

Schon beim ersten Heimsieg vor einer Woche gegen Oldenburg war es ein Neuzugang, der das Spiel der Berliner bestimmte. John Best, der gegen Oldenburg noch 26 Punkte erziehlt hatte, war diesmal zwar nicht überragend, trug aber mit seinen zwölf Punkten maßgeblich zum 80:69-Sieg über die Norddeutschen bei.

Doch all das kann nicht über eine insgesamt wenig berauschende Leistung von Alba hinwegtäuschen. Zwar war Headcoach Mutapcic am Ende mit der „Intensität“ der Defense zufrieden, konnte aber sonst nicht viele lobende Worte finden. Hätte nicht eine Unsportlichkeit des Quakenbrückers Konstandinos Stavropoulos, der Marco Pesic bei einem Einwurf den Ball absichtlich ins Gesicht gedrückt hat, die Stimmung in der Halle ein wenig angeheizt, es wäre ein eher langweiliger Basketballabend in der Max-Schmeling-Halle geworden.

Eine langweilige Saison mit einem Alleingang der Berliner an der Spitze dürfte den Basketballfans allerdings in diesem Jahr erspart bleiben. Zumindest das ist ein positives Fazit aus einem eher schlechten Basketballspiel. ANDREAS RÜTTENAUER