Köder für die Forschung

Betr.: „Globale Monitore aus Bremen“, taz bremen, 24. 3.

Der Artikel über die Zuarbeit Bremer Unternehmen für die EU-Grenzüberwachung ist wichtig, bedarf aber einiger Korrekturen:

Zwar wurde die SAR-Lupe von OHB entwickelt – für das Global Monitorin of Environment and Security GMES steht dieses rein militärische Vorhaben aber nicht zur Verfügung. GMES-relevant ist die TerraSAR-X Mission, welche als zivil gilt, obgleich sie wie das gesamte GMES Programm von der Europäischen Verteidigungsagentur und von Frontex konzeptionell beeinflusst bis geprägt wird. Beiden Missionen gemein ist die Radarsensorik , welche Überwachung unabhängig von Tageszeit und Bewölkung ermöglicht.

Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass sie noch längst nicht – wie im Artikel behauptet – jederzeit von bestimmten (ausgewählten) Punkten Aufnahmen liefern. Dies ist freilich Wunschdenken der Militärs und Grenzschützer. Also wird eifrig nach zivilen, zum Beispiel maritimen Mitnutzern für TerraSAR X-Bilder gesucht. Dafür soll in Bremen das CEON, ein Promotion Center for Earth Observation and Navigation, gegründet werden.

Jede vage Interessensbekundung aus Umweltforschung, Katastrophenschutz oder Seeüberwachung wird als Akzeptanz der teuren Technik sowie weiterer Satelliten gewertet werden, ergo zu höheren Aufnahmefrequenzen führen. Gleichzeitig wird gemäß des zentralen GMES-Anliegens die Integration aller Monitoringsysteme, also auch der Optik- sowie der Navigationssatelliten, der Flugüberwachung, Drohnen, sensortragender Bojen und sonstiger Messnetze voran getrieben. Auf diese Weise wird das Überwachungssystem für Frontex vollends operabel – und bei den Techologieanbietern viel verdient.

Also, Satelliten und das GMES -Programm als Ganzes sind keine Frontex-Auftragsarbeiten, sondern Förderprogramme für die Raumfahrtindustrie, Köder für die Forschungslandschaft und die Basis für totalitäre Überwachungs- und Eingriffsambitionen auf Land und auf See, was die Sache nicht besser macht.

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