25 Jahre „Unser Rat – Fahr Rad!“

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub wurde vor einem Vierteljahrhundert in Bremen gegründet. Nicht von einem Grünen Sponti, sondern von einem engagierten Unternehmer, der der FDP nahe stand und dem ADAC etwas entgegen setzen wollte

Bremen taz ■ Vor 25 Jahren wurde in Bremen der „ADFC“ erfunden – und als „Allgemeiner deutscher Fahrrad-Verein“ gegründet. Daran erinnerte gestern eine kleine feierliche Versammlung im derzeitigen Domizil des ADFC im Fahrradparkhaus am Bremer Hauptbahnhof.

Der Gründer des ADFC und der Erfinder war 1979 der bremische Unternehmer Jan Tebbe. Der war damals 51, FDP-Anhänger und hatte über ein Autobahnprojekt in Indonesien – an dem er als Berater für Mautsysteme mitwirken sollte – zum Engagement für das Fahrrad gefunden. Er sei aus Indonesien zurückgekommen, berichtete gestern seine Frau Iduna Tebbe, und habe erklärt, er könne die Mitwirkung an dem Autobahnbau mit seinem Gewissen nicht verantworten.

In einem kommunalpolitischen Arbeitskreis trafen sich damals drei oder vier Männer im Wohnzimmer von Tebbe, darunter auch der Hollerland-Kämpfer Gerold Janssen. Man habe an Autofahrer Zettel verteilt mit dem Aufdruck: „Parke nicht auf unseren Wegen. Unser Rat? Fahr Rad“, erinnert sich Janssen. Der war gegen die einschränkende Form der Vereine und gründete die „Bürgerinitiative Fußgänger und Radfahrer.“ Tebbe wollte eine Adresse, die als Ansprechpartner von Behörden geeignet ist – ein ordentlicher Verein musste her. Als erfahrener Kaufmann hatte er sich Gedanken darüber gemacht, welches Markenzeichen der Verein haben könnte: In Anlehnung an ADAC sollte der Verein ADFC heißen und hatte damit vom ersten Tag an einen „eingeführten“ Namen.

Besonders alternativ scheint es damals nicht zugegangen zu sein. Frau Tebbe erzählte, sie sei für das leibliche Wohl in dem Vereinsleben zuständig gewesen, ihr Mann habe die Visionen und die vielen guten Ideen gehabt. Die alltägliche Arbeit erledigte die Sekretärin des Kaufmanns. Jan Tebbe formulierte den Unterschied zu den aktiven Grünen Radlern so: „Die demonstrieren vor dem Rathaus, der ADFC verhandelt drinnen.“ Man wollte keine Weltanschauung verbreiten, sondern die Korrektur historischer Fehler in der Verkehrspolitik erreichen. Kurz zuvor hatte der ADAC seine Vision einer Übertragung kalifornischer Verhältnisse auf die Bundesrepublik, also das Ziel der totalen Autogesellschaft veröffentlicht. Mit dem ADFC gab es nun die organisierte Gegenposition. Im ersten Interview mit Radio Bremen nannte Tebbe im Mai 1979 die Verknüpfung von Öffentlichem Verkehr und Fahrrad eine vordringliche Aufgabe. Schon im Gründungsjahr wurde Henning Scherf ein Vereinsmitglied, der ADFC bekam vom Senat kostenfrei einen Büroraum zur Verfügung gestellt. Der Verein dehnte sich bundesweit aus, heute hat der ADFC in Bremen 2.771 Mitglieder, bundesweit 109.287.

In Kooperation mit dem engagierten Bremer Verkehrsplaner Klaus Hinte hat der ADFC auch die Regel erfunden und hoffähig gemacht, dass Fahrräder durch Einbahnstraßen auch in entgegengesetzter Richtung fahren könne, ohne dass es täglich Tote gibt. Mit der AOK und dem Umweltsenator kooperiert der ADFC für ein Projekt „Mit dem Rad zur Arbeit“. 1989 gab die Deutsche Bahn auf Vorschlag des ADFC die Fahrradmitnahme in Nahverkehrszügen wieder frei. Heute, so berichtete der aus Bremen stammende Bundesvorsitzende Karsten Hübener, werde der Erfolg wieder zurückgedreht: Die Bahn setze auf schnellen Strecken mehr und mehr den ICE ein, und der habe sich bisher nicht für die Rad-Mitnahme geöffnet.Klaus Wolschner