der wochenendkrimi
: Triebtäterschaft

„Bella Block – Die Freiheit der Wölfe“, Sa., 20.15 Uhr, ZDF

Triebtäter gehören weggeschlossen oder abgeschossen, der eine oder andere emotionalisierte TV-Ermittler drückt da bei Selbstjustiz ein Auge zu. Selbst in „Tatort“-Produktionen bedient man gelegentlich die Rachegelüste des Boulevards. Umso mehr muss diese „Bella Block“-Episode gelobt werden. Es geht um einen Sexualstraftäter im Maßregelvollzug, der nach dem Freigang nicht zurückkehrt. Bald geschehen Morde, die seine Handschrift tragen. Katrin Bühlig (Buch) und Christian von Castelberg (Regie) schlüsseln die psychologischen und gesellschaftspolitischen Implikationen des Geschehens auf.

Das ZDF war so klug, ihnen dafür das enge Zeitfenster des Samstagskrimis um zehn weitere Minuten zu öffnen. Zuschauer, die bequeme Antworten suchen, sind hier falsch. Selbst Bella Block (Hannelore Hoger) muss mehrmals die eigene Haltung revidieren. Denn der Fall ist vertrackt: Da ist ein früheres Opfer (Karoline Eichhorn), das einst die Tat des jetzt entflohenen Serienmörders überlebt hat und unter einem schweren Trauma leidet.

Da ist der Anstaltsleiter (Harald Krassnitzer), der das Untertauchen des Gewaltverbrechers mit zu verantworten hat und gleichzeitig stichhaltige Argumente für die Risiken des Maßregelvollzugs liefert. Und da ist ein Mördergroupie (Katrin Saß), das offensichtlich am Geschehen nicht ganz unbeteiligt ist. So gelingt mit diesem Krimi ein heikler Spagat: Das Leiden der Opfer wird ernst genommen – und gleichzeitig angemahnt, an der Therapierbarkeit der Täter zu arbeiten. CHRISTIAN BUSS