Synoden beschließen Nordkirche

Gezerre um geplanten Bischofssitz in Schwerin geht weiter. Das Kirchenamt bleibt in Kiel

Zum ersten Mal wollen sich evangelische Christen in Ost- und Westdeutschland zu einer gemeinsamen Landeskirche zusammenschließen. Die Synoden von Nordelbien, Mecklenburg und Pommern stimmten am Samstag für den Zusammenschluss zu einer gemeinsamen Nordkirche. Damit ist der Weg frei für die Wahl einer verfassunggebenden Synode und die Berufung einer gemeinsamen Kirchenleitung. Der Kirchenzusammenschluss soll endgültig Ende 2011 besiegelt und 2012 vollzogen werden. Der gemeinsame Landesbischof soll seinen Sitz in Schwerin nehmen, das Kirchenamt in Kiel bleiben.

In Rendsburg, wo die Synode Nordelbiens bis zuletzt kontrovers diskutierte, entschieden sich 102 der 128 Kirchenparlamentarier für das Zustimmungsgesetz, 26 dagegen. Mit rund 80 Prozent wurde die nötige Zweidrittelmehrheit deutlich übertroffen. In Züssow bei Greifswald votierten 44 Mitglieder der pommerschen Synode für den Fusionsvertrag, 13 dagegen, ein Synodaler enthielt sich. Knapp war das Ergebnis bei der Mecklenburger Synode in Plau am See. 39 Synodale stimmten für den Fusionsvertrag, 17 dagegen. Nötig waren 38 Ja-Stimmen.

Mit bewegter Stimme würdigte der Präses der pommerschen Synode, Reiner Dally, das Abstimmungsergebnis als Erfüllung eines Traumes. Durch die Bildung einer Ost-West-Kirche, die keine Rücksicht mehr auf die Grenzen alter Herzogtümer oder die Grenzziehungen nach dem Zweiten Weltkrieg nehme, biete sich jetzt die Chance für eine bessere Verkündigung des Evangeliums in der Gegenwart.

Doch bereits kurz nach dem Votum für die gemeinsame Nordkirche kamen aus der ersten Reihe wieder mahnende Worte. Die Bischöfin für Hamburg und Lübeck, Maria Jepsen, erinnerte an den Beschluss der nordelbischen Synode, sich in den weiteren Verhandlungen doch für Hamburg statt Schwerin als Sitz des Landesbischofs einzusetzen. „Die Eckpunkte stehen, aber es gibt ja noch Wunder“, sagte Jepsen. Druck wolle sie aber nicht ausüben.

Kritiker des Zusammenschlusses befürchten, dass auch andere Vereinbarungen zwischen den Landeskirchen einkassiert werden könnten. Befürworter werteten das als Panikmache. „Entscheidend ist, was im Vertrag steht – und da steht Schwerin“, sagte Mecklenburgs Bischof Andreas von Maltzahn. DPA