Niebaums Nebenjob

Der Präsident von Borussia Dortmund will wieder als Notar zugelassen werden. Politiker empfehlen Rücktritt

DORTMUND taz ■ BVB-Präsident Gerd Niebaum hat bei der Notarkammer in Hamm seine Wiederzulassung als Notar beantragt. Wie der Focus berichtet, sei dem Antrag eine Freistellungserklärung von Borussia Dortmund beigelegt. Rechtsanwalt Niebaum hatte seine Zulassung vor zwei Jahren zurück gegeben, da nach nordrhein-westfälischem Recht eine Verknüpfung des Notarberufs mit dem Vorstandsposten eines börsennotierten Unternehmens wie der Borussia nicht vereinbar ist.

Fanvertreter vermuten, dass Niebaum angesichts der dramatischen Finanzlage bei Borussia Dortmund seinen Rückzug aus dem Unternehmen vorbereitet. „Wenn das so stimmt, deutet das darauf hin, dass sich Niebaum stärker ins Privatleben orientieren möchte“, sagte Guido Schulz, Macher des Online-Fanmagazins schwatzgelb.de, der taz. Schon auf der Bilanzpressekonferenz am Freitag, auf der die Borussia Dortmund GmbH & Co. KG auf Aktien einen Rekordverlust von 67,7 Millionen Euro im vergangenen Geschäftsjahr verkünden musste, hatte sich der Vorstand sybillinisch über die künftige Zusammensetzung der Führungsspitze des Vereins geäußert. Man sei „nicht beratungsresistent“, was eine Veränderung in der Geschäftsführung angehe, sagte Manager Michael Meier.

Gerd Niebaum selbst dementierte, dass er sich aus der BVB-Führung verabschieden werde. Er sehe seine Aufgabe darin, „den BVB auch in schwieriger Zeit weiter zu führen und wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen“, ließ er in einer Pressemitteilung verlauten. Den Bericht des Focus bezeichnete er als „unzutreffend und tendenziös“.

Das Magazin hatte unter anderem auch berichtet, dass der mit 118 Millionen Euro verschuldete BVB zwei Landesbürgschaften in Höhe von 36 Millionen Euro nicht mehr zurückzahlen könne und deshalb bei der NRW-Landesregierung eine Aussetzung der Zahlungsverpflichtungen bis Mitte 2005 gefordert habe. Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) soll auf einer geheimen Krisensitzung mit gemeinsam mit Wirtschaftsminister Harald Schartau und Finanzminister Jochen Dieckmann (beide SPD) über die Finanzlage des BVB beraten haben. In einem Brief sollen die Landespolitiker vom BVB-Chef eine „unabhängige Unternehmensberatung oder Wirtschaftsprüfung“ gefordert haben. Andere Medien zitieren Harald Schartau mit den Worten, dass der BVB nur dann noch gerettet werden könne, wenn Niebaum gehe.

Gerd Niebaum nannte die angebliche Rücktrittsforderung „absurd“ und bestritt, dass sich die Landesregierung in Personalangelegenheiten von Borussia Dortmund eingemischt habe. KLAUS JANSEN