ALTE UND NEUE SOZIALISTEN

Heute eröffnet Lula in São Paulo eine Tagung der Sozialistischen Internationale (SI). Zwar rümpfen viele Mitglieder seiner Arbeiterpartei beim Stichwort Sozialdemokratie noch die Nase, beansprucht doch Fernando Henrique Cardoso dieses Etikett seit 15 Jahren. Seine Sozialdemokratische Partei Brasiliens ist die vehementeste und zugleich seriöseste Opposition zur Regierung Lula.

Brasilianisches SI-Mitglied ist jedoch die Demokratische Arbeiterpartei des Populisten Leonel Brizola, der sich ebenfalls mit Lula überworfen hat. Dennoch gilt Lula dank seiner bescheidenen Herkunft und seiner Vergangenheit als undogmatischer Gewerkschafter international als sozialdemokratische Lichtgestalt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die 23 Jahre junge Arbeiterpartei PT ihren Beobachterstatus bei der SI gegen eine Vollmitgliedschaft tauscht.

Ähnlich der Fall Argentinien: Als Teil einer Volkspartei mit starker Verwurzelung in der Arbeiterschaft kommen die jetzt dominierenden Linksperonisten um Néstor Kirchner der sozialdemokratischen Identität näher als etwa die Radikale Partei, die ordentliches SI-Mitglied ist. Allerdings ist auch der Bush- und Thatcher-Freund Carlos Menem Peronist. GD