Bilder leuchten auf

Bereicherung für die Clubszene: Die Galerie Planeten und Blumen scheut das Tageslicht, ihre Ausstellungsstücke sind ausschließlich nachts zu sehen. Dazu legen DJs der Hamburger Elektronikszene auf. Kunst bekommt so einen Anschluss an die weiche Energie der dunklen Stunden

Der beständigen Abwanderungsbewegung aus der City Süd setzt eine Gruppe von Künstlern kreative Konzepte zur Nutzung leer stehender Büroräume entgegen: In der Spaldingstraße, unweit von Kunstverein und Deichtorhallen, hat der Verein Pop!tart im Keller eines von Unternehmen verlassenen Gebäudes die Galerie Planeten und Blumen eröffnet. Während die etablierten Kunsträume meistens auf eine Präsentation ihrer Werke bei möglichst günstigen (Tages-) Lichtverhältnissen zurückgreifen, geht Planeten und Blumen bewusst andere Wege: Kunst soll dort im Kontext der besonderen Nachtsituation stattfinden.

Die Nacht als der eher nicht-rationale, Gefühle provozierende Teil des menschlichen Daseins wird in Planeten und Blumen als Grundlage der Rezeption von Kunst willkommen geheißen. Und so wie bisher schon der Genuss von Musik in der Nacht ihren Höhepunkt findet (am ausgeprägtesten in der Clubkultur), sollen auch die bildenden Künste vom emotionalen Übergewicht der Nacht profitieren und mit dem Genuss von Musik zusammengeführt werden.

Dabei ermöglichen die Mitglieder des Vereins Pop!tart ihren Künstlern weitgehenden Freiraum bei der Inszenierung der Kellerräumlichkeiten, von der Gestaltung der Wände über die Anordnung von Sitzgelegenheiten bis zum Setzen des Lichts. Musikalisch wird der Raum von einigen der besten Hamburger DJs auf dem Gebiet der elektronischen Musik strukturiert: So sind unter anderem Marc Schneider, Zoran Zupanic und Anton Silber am Projekt Planeten und Blumen beteiligt.

Gemeinsam ist den musikalischen Protagonisten mit den bildenden Künstlern ihr Selbstverständnis als Teil einer Do-it-yourself-Kultur, die aktiv wird und Nischen für subkulturelle Aktivitäten auftut. „Wir möchten einfach Künstlern eine neue, nicht etablierte Plattform bieten“, sagt Nikolaus Ronacher von Pop!tart zur Motivation der Galeristen. „Hamburg hat, gerade was die Möglichkeiten für Künstler auszustellen angeht, gegenüber den klassischen Galerie-Hochburgen Köln und Berlin noch einiges aufzuholen.“ Ronacher ist einer der Initiatoren des letztjährigen Dioé-Festivals, das mit einer damals noch loseren Verknüpfung von Club und Kunst für viel Aufmerksamkeit sorgte.

Erster Ausstellender im Planeten und Blumen ist Thomas Markus Schumann: Der Hamburger, der sich gerne von chinesischer Philosphie, Sprache und Kunst inspirieren lässt, hat die Räumlichkeiten mit fluoreszierenden Farben und Comic-haften Zeichnungen an den Wänden ausgestattet. In einer Art moderner Höhlenmalerei wechseln hier ironische Parolen, abstrakte Zeichen und stilisierte Figuren einander ab. Bilder leuchten auf im Schein des rotierenden Lichts und verschwimmen wieder im Dunkel des Kellers. Das Wechselspiel von Musik und Malerei, Licht und Dunkelheit, Büroviertel und alternativem Ausstellungsraum ist es wohl, was den Reiz von Planeten und Blumen ausmacht. Michael Siegle

Thomas Markus Schumann, „Am Rande der Stadt sah ich Fohlen“: freitags, 23 Uhr, Planeten und Blumen, Spaldingstraße 1B; www.planetenundblumen.de