Hochbetrieb auf dem Immobilienmarkt

Weltweit steigen die Preise. Experten warnen vor einer gefährlichen Überbewertung, die das Platzen der Blase und wirtschaftliche Schocks auslösen könnte. Spezialentwicklung in Deutschland: Kapitalverlust bei Immobilienfonds

VON HERMANNUS PFEIFFER

Immer noch steigen international die Preise für Häuser und Büros. Finanzmarktexperte Jörg Huffschmid rechnet deshalb mit dem baldigen „Platzen der Immobilienblase“. Ein scharfer Wertverfall in den USA, Spanien oder Großbritannien könnte zu erheblichen Problemen für die Weltkonjunktur führen. „Die Lage ist ernst“, befürchtet Huffschmid.

Engländer, Spanier und Nordamerikaner, aber auch Dänen, Holländer und Schotten stöhnen über nahezu unbezahlbare Preise beim Hauskauf. In den USA stiegen die Immobilienpreise bis zum zweiten Quartal 2004 im Vergleich zum Vorjahr um 9,4 Prozent. In Frankreich betrug die Zunahme gar 14,5 Prozent. In vielen Ländern sind die Immobilien im Vergleich zu den Einkommen stärker überbewertet als in früheren Boomphasen.

Im Zeitraum 1997 bis 2004 nahmen die Immobilienpreise in Irland um 181 Prozent zu, in Südafrika waren es 168, in Spanien immerhin 125 Prozent. Die USA rangieren mit 57 Prozent im Mittelfeld. Dort finanziert die Steigerung der Hauspreise die starke Nachfrage der Konsumenten. Shopping wird nicht selten bezahlt mit Krediten auf wachsende Immobilienwerte. Nur wenige Abweichungen stören das Bild: In Hongkong und Japan reduzierten sich die Häuserpreise.

Angetrieben wird der Boom von der großen Liquidität auf den weltweiten Finanzmärkten. „Es ist viel Spekulationsgeld unterwegs, das nach einer profitablen Anlage sucht“, sagt Huffschmid. Davon profitieren neben hochriskanten Hedge-Fonds auch Immobilien in Europa, in die im ersten Halbjahr 41,3 Milliarden Euro investiert wurden – ein Plus von 30 Prozent. Auch Bundesbank-Vize Jürgen Stark warnt vor einer Spekulationsblase. Banker machen sich derweil Gedanken über die Frage, warum wir einen Haus-Crash fürchten sollten. Für solche Furcht spricht ein volkswirtschaftliches Argument: Das Platzen einer Immobilienblase könnte weltweit eine Rezession heraufbeschwören. Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) befürchtet, wie auch Weltbank und Europäische Zentralbank, eine „gewisse Eigendynamik“ und rät den Aufsichtsinstanzen, die Entwicklung „sorgfältig zu überwachen“. Dieter Rampl, Chef der Hypo-Vereinsbank, erwartet schon in den nächsten drei bis sechs Monaten den großen Knall. Experten verweisen auf das Beispiel Japan, dass sich bis heute nicht richtig von dem Platzen seiner Immobilienblase Anfang der 1990er-Jahre erholt hat.

Auch die deutsche Ökonomie dürfte von den Fernwirkungen einer Anpassung auf den Immobilienmärkten betroffen sein, wenngleich sich die hiesige Entwicklung von der internationalen abgekoppelt hat. Zwischen Frankfurt und Berlin haben sich die Umsätze mit Häusern und Büros halbiert, die Immobilienpreise sind im vergangenen Jahr bis zum zweiten Quartal 2004 um 1,7 Prozent gesunken. Seit Anfang der Neunzigerjahre wurde bedenkenlos am Markt vorbeigeplant und -gebaut. Die Leerstände sind riesig und nähern sich heute der 9-Millionen-Quadratmeter-Marke.