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Adnan al-Scharif (55), Generaldirektor beim katarischen Nachrichtensender al-Dschasira, ist nach nur vier Monaten ausgewechselt worden. Er wird abgelöst von Waddah Chanfar, einem Jordanier palästinensischer Herkunft, der sich während des letzten Irakkrieges durch eine dezidiert neutrale Haltung bei seinen Berichten aus von der irakischen Armee kontrollierten Gebieten ausgezeichnet hatte. Der Sender war von der US-Regierung mehrfach wegen der Ausstrahlung von Video- und Tonband-Botschaften des Terrornetzwerks al-Qaida kritisiert worden. Das US-Militär im Irak und der provisorische Regierungsrat in Bagdad hatten al-Dschasira außerdem vorgeworfen, es glorifiziere die Angriffe auf amerikanische Soldaten und rufe indirekt zur Gewalt gegen die US-Verwaltung und die Interimsregierung auf. (dpa)

Silvio Berlusconi (67), italienischer Ministerpräsident und Medienunternehmer, hat erneut den Zorn der Journalisten auf sich gezogen: Aus Protest gegen die Rentenpläne seiner Regierung sind die Printjournalisten am Montag in einen 24-stündigen Streik getreten. Die meisten italienischen Zeitungen erscheinen am Dienstag nicht. Rundfunkjournalisten traten bereits in der vergangenen Woche in einen vierstündigen Ausstand. An einem Generalstreik gegen die geplante Rentenreform beteiligten sich am Freitag mehrere Millionen Beschäftigte. (ap)

Megawati Sukarnoputri (56), medienscheue indonesische Präsidentin, mag es gar nicht, wenn sie von ihrer Boulevardpresse scharf angegangen wird. Deshalb wurde gestern der Redakteur Supratman, der wie viele Indonesier nur einen Namen hat, zu sechs Monaten Haft verurteilt. Er hatte die Präsidentin in Überschriften des Boulevardblattes Rakyat Merdeka („Freiheit des Volkes“) unter anderem mit Kannibalen und Blutegeln verglichen. Das Gericht in Jakarta sah darin eine Beleidigung der Präsidentin. Es berief sich dabei ausgerechnet auf einen Paragrafen aus der Kolonialzeit, nach dem schon Megawatis Vater, der Staatsgründer Sukarno, einst verurteilt worden war. Erst im September war der Exchefredakteur des Blattes zu fünf Monaten auf Bewährung wegen einer beleidigenden Karikatur des Parlamentspräsidenten verurteilt worden. Der gestern verurteilte Supratman kündigte Berufung an. Indonesiens Medien genießen seit dem Sturz des Diktators Suharto 1998 große Freiheiten, doch ihre journalistischen Standards sind gering. Politiker versuchen in letzter Zeit verstärkt, mit Klagen die Medien einzuschüchtern. HAN