werbepause: marcel reif und „premiere“

Gerade erst hat Klaus Theweleit in seiner gesellschaftsdiskursiven Fußballfibel „Tor zur Welt“ den Fußball zum Realitätsmodell erklärt. Etwas länger hingegen ist es her, dass Filmemacher Jean Luc Godard Ähnliches mit dem Verkehrsunfall unternommen hat. Sein Film „Week-end“ war eine Versuchsanordnung zwischenmenschlicher Konfrontationen, ausgefochten in Rüstungen von Renault, Peugeot oder Maserati. Ein permanenter Blechschaden als Synonym für die verbeulten Verhältnisse. Eine Massenkarambolage, choreografiert wie ein Kreuzzug oder ein Ballett. Oder eine Champions-League-Begegnung. Denn an dieser Stelle kommen Marcel Reif und sein aktueller Arbeitgeber Premiere ins Spiel. Beide haben kürzlich mit einem quasi psychoanalytischen Werbefilmchen viel Sinn für eine der Sportmoderationsbranche oftmals ferne feine Ironie bewiesen. Tolle 30 Fernsehsekunden, zu denen sich dieser Tage eine weitere halbe Minute gesellt: ein Verkehrsunfall zwischen dem VfB Stuttgart, dem VFL Wolfsburg und Bayern München, respektive zwischen den Automarken, die für diese Städte auch stehen. Da wird eine Vollbremsung schon mal zum gestreckten Bein. Zumindest in den Augen des Sportreporters, der nicht anders kann, als das Geschehen auf der Straße durch die runde Brille des runden Leders zu betrachten: „Vielleicht war’s aber auch ne Schwalbe“, spricht Augenzeuge Reif und lässt den Verkehrspolizisten stehen. Hoffentlich nur, um im Opel aus Bochum zurück ins gebührenfinanzierte Fernsehen zu brausen. Dort wartet man sehnlichst auf einen wie ihn. CLEMENS NIEDENTHAL