der kommentar
: Goldschalk und Gotthagen

Thomas Gottschalk ist berühmt für seine flapsigen Bemerkungen. Seine aktuellsten Opfer: ZDF-Intendant Markus Schächter und ZDF-Historiker Guido Knopp. Im Doppelpack.

Ja, hahahahahaha, der Thomas. Er ist halt ein Lausbub. Ein recht großer und mittlerweile auch schon ziemlich alter Lausbub, aber da kann er ja nichts dafür, unser Tommy.

Sein Kollege Günther Jauch hat Gottschalks Talent einmal so beschrieben: keiner außer ihm könne aus dem Augenblick heraus so unglaubliche Assoziationsketten bilden wie er. Diese Fähigkeit begründete Gottschalks Ruhm – aber auch ins Straucheln geriet er deshalb schon. Besonders schlimme Entgleisungen wurden ihm deshalb auch schon einmal bei der Wiederholung im Vormittagsprogramm zensiert.

Vorgestern war Gottschalk bei der Moderation der Gala zur Verleihung des deutschen Fernsehpreises im ZDF zu sehen. Eine Aufzeichnung, aber unzensiert blieb folgende pikante Stelle: Gottschalk moderiert den ZDF-Historiker Guido Knopp mit den Worten an, er sei stolz darauf, mit diesem gemeinsam zu „Schächters willigen Helfern“ zu gehören – was auf den Titel des Buches „Hitlers willige Vollstrecker“ von Daniel Goldhagen anspielt. Der so mit Adolf Hitler verglichene Intendant, für eine Sekunde groß im Bild zu sehen, schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen.

Dass Gottschalks Scherz nicht nachträglich entfernt, sondern, im Gegenteil, mit der Schächter-Einblendung bewusst inszeniert wurde, lässt auf zweierlei schließen. Erstens ist Gottschalks Macht beim ZDF offenbar so groß, dass sich niemand mehr traut, seine Moderationen zu kritisieren oder gar zu beschneiden. Und zweitens war die gottschalksche Bemerkung, so scheint es, keine flapsige Entgleisung – sondern eine treffende Kritik an der Geschichtsaufarbeitung des ZDF und seinem Historikerzampano Knopp. Er ist halt doch kein Lausbub mehr, unser Tommy. KUZ