Außendienst für Blaukittel

Hausmeister kümmern sich in den Revierstädten jetzt auch um ganze Straßenzüge: Neben Ordnungshütern, Polizei und Spielplatzpaten wachen sie über die Sauberkeit in Wohnvierteln

von ANNIKA JOERES

Anton Dlugi soll die Straße zurück erobern. Er ist einer von sieben so genannten Straßen-Hausmeistern, die die Stadt Dortmund in diesem Monat eingestellt hat. In der Dortmunder Nordstadt sammelt er Scherben auf Spielplätzen ein, fischt aus den Büschen Bierdosen, baut Grillöfen für Straßenfeste auf. „Wenigstens kann ich an der frischen Luft arbeiten“, sagt der 55-Jährige. Früher hat er im Dortmunder Hafen gearbeitet, war Reifenmonteur, wurde zum Lagerarbeiter umgeschult. Jetzt teilte ihn das Arbeitsamt als Hausmeister ein, fünf Tage und vierzig Stunden in der Woche. „Ist halt was Neues“, sagt er nur.

Auch andere Revierstädte lassen ihre Arbeitslosen auf die Straße, sie heißen nur nicht Hausmeister. Mülheim, Bochum und Essen werden die so genannten Ein-Euro-Jobber für die „Grünflächen- und Straßenpflege“ einsetzen und suchen PatInnen für Spielplätze und Blumenbeete. „Ältere Menschen und Familien sollen sich wieder sicher fühlen“, sagt Meike Timmermann, sie betreut das Dortmunder Projekt. Die Hausmeisterjobs werden von der Europäischen Union und der Dortmunder Agentur für Arbeit mitfinanziert. Umfragen hätten ergeben, dass sich viele Menschen nicht mehr auf öffentliche Plätze trauten, weil sie zugemüllt oder von Obdachlosen belagert seien. „Wir wollen aber niemanden vertreiben“, versichert Timmermann. Alles solle schön im Miteinander geregelt werden, die Hausmeister könnten angesprochen und um Hilfe gebeten werden. Das verstärke das subjektive Sicherheitsgefühl enorm. „Die Bürger sind begeistert“, sagt Timmermann.

Begeistert ist auch Bernd Axmann, der über seine Firma „Grünbau“ die Leute an die Stadt vermittelt hat. „Das ist eine ganz prima Idee“, sagt Axmann. Er persönlich habe nur freundliche Menschen ausgesucht, die Spaß an der Arbeit hätten und nicht auf den Mund gefallen seien. Auch er betont: „Wir wollen keinen Straßenkrieg führen, sondern die Schwachen schützen.“ Ältere Leute sollen sich wieder auf der Parkbank sonnen können und keine Angst vor unangeleinten Hunden mehr haben müssen. „Unsere Leute gucken auch in den Busch, die stoppen nicht am Straßenrand wie die städtische Müllabfuhr.“

Auch Essen testet gerade Trainingsmöglichkeiten für Hausmeister, sagt Sprecherin Brigitte Brenneke. Zurzeit wird aber vorrangig das Projekt „Essen Pico Bello“ ausgeweitet: Der Bußgeldkatalog für Delikte wie Kaugummiausspucken, Zigarettenschnippen auf die Straße, unangeleinte Hunde und In-die-Ecke pinkeln solle stadtweit bekannt gemacht werden, alle Bürger sollen sich für die Sauberkeit der Stadt verantwortlich fühlen. Wichtiger noch als die BürgerInnen werden aber auch für Essen die Ein-Euro-Jobs, die im Zuge der Hartz-Reformen von Arbeitslosen übernommen werden müssen. „In dem Bereich gibt es noch ungeahnte Möglichkeiten“.