Couragiert und mit langem Atem

Ob als Streitschlichter an der Schule oder in der Jugendarbeit – viele Kölner setzen sich für ein friedliches Miteinander ein. Fünf von ihnen stellte das Friedensbildungswerk vor

KÖLN taz ■ Anfang Dezember ist es wieder so weit: In Stockholm wird der Friedensnobelpreis verliehen, dieses Jahr erhält die Auszeichnung die Kenianerin Wangari Maathai. Dann steht wieder beispielhaft ein Mensch in der Öffentlichkeit, der sich für den Frieden eingesetzt hat. Viel zu selten sei das, meint das Kölner Friedensbildungswerk und stellte am Montag Abend in der Christuskirche Kölner Bürger vor, die für ein friedliches Zusammenleben und gegen Gewalt arbeiten.

Anna Abschlag kümmert sich seit über einem Jahr im Georg-Bruckner-Gymnasium in Köln-Weiden um Mitschüler, die sich miteinander streiten. Die 17-Jährige ist ausgebildete „Streitschlichterin“. „Ich bin durch Gespräche mit meiner Mutter auf die Idee gekommen, die Ausbildung zum Streitschlichter an unserer Schule zu machen“, erzählt sie. Mit anderen Mitschülern versucht sie, Streithähne an ihrer Schule wieder zu versöhnen.

Auch Gerd Rosik arbeitet mit Schülern. Seit 1994 macht der Polizist in den Klassen 6 bis 10 an Kölner Schulen Workshops zum Thema Gewalt. Im Rahmen der Vorbeugung von Kriminalität geht er mit den Schülern den Fragen nach, was Gewalt ist und warum ein Mensch Opfer wird. „Der Schwerpunkt liegt aber auf der Zivilcourage“, so Rosik. Die Schüler erfahren, wie sie bei einer Gewalttat helfen können. Zwar habe sich die Zahl der Straftaten seit 1970 von 70.000 auf 130.000 erhöht, der Anteil der Gewaltdelikte liege aber stabil bei vier Prozent.

Mit gerade einmal viereinhalb Stellen kann die Kölner Polizei ihre Aufklärungsarbeit an 130 Primarschulen in der Stadt machen. Geldmangel prägt auch im Kölner Westend die Anti-Gewalt-Arbeit. Pfarrerin Reinhild Widdig koordiniert daher viele Ehrenamtliche, die das Café „Piccolo“ als Anlaufstelle für die rund 6.000 Bewohner des Viertels offen halten und Gruppenangebote machen. „Das Café ist ein Tropfen auf den heißen Stein“, klagt die engagierte Pfarrerin. Die harten Konflikte im Westend blieben draußen.

Ihr Kollege Jörg Wolke aus dem rechtsrheinischen Vingst betreut seit zwei Jahren das Ferienprojekt HöVi-Land. Rund 160 Erwachsene und 90 Jugendliche kümmern sich freiwillig in den Sommerferien um 600 Kinder. „Der Hauptwert ist, dass 90 Jugendliche über Jahre sehr qualifiziert herangebildet werden“, lobt Wolke das Projekt, das seit elf Jahren existiert. Die Jugendlichen bekommen so Grundlagen in Recht und Konfliktbewältigung beigebracht.

Hanna Jaskolski engagiert sich in der Friedensbewegung. Immer wieder demonstrierte sie etwa gegen den Soldatengottesdienst im Kölner Dom oder das Atomwaffenlager Büchel in der Eifel. Mehrfach ist sie schon wegen ihrer Aktionen verurteilt worden. „Ich habe Gesetze gebrochen, um politische Veränderungen zu bewirken“, sagt sie unbeirrt. Trotz aller Probleme will sie weitermachen. Darin ist sie sich mit allen anderen einig: „Um Köln ziviler zu machen, braucht es einen langen Atem.“

Thomas Spolert