… und sonst?
: Daten & Fakten von nebenan

Wie viele MuslimInnen in Frankreich leben, ist nicht bekannt. Denn in dem laizistischen Land ist die statistische Erfassung nach Religionszugehörigkeiten verboten. Schätzungen reichen von 3,6 bis zu 7 Millionen MuslimInnen in Frankreich. Der Grund für die extreme Spannbreite: Manche betrachten sämtliche BürgerInnen mit muslimisch kingenden Namen und mit Vorfahren aus arabischen Ländern automatisch als MuslimInnen. Andere berücksichtigen, dass sehr viele, die aus muslimischen Einwandererfamilien stammen, kein bisschen religiös sind. Fakt ist, dass die Muslime nach den ChristInnen in Frankreich längst die zweitstärkste konfessionelle Gruppe geworden sind. Zugleich ist der Islam die dynamischste Religion des Landes. Jene, die am meisten Zulauf erfährt, und deren Gläubige am aktivsten sind. Während nur 11 Prozent der KatholikInnen erklären, dass sie ihre Religion praktizieren, tun es nach eigener Einschätzung 27 Prozent der MuslimInnen. Tendenz steigend.

In Großbritannien gibt es 1,8 Millionen Muslime – das sind mehr als drei Prozent der Bevölkerung. In führenden Positionen, sei es in der Politik, in der Wirtschaft, im Sport oder in den Medien, sucht man sie jedoch vergeblich. Auch früher hatten sie es schwer, in Großbritannien Karriere zu machen, aber seit den Anschlägen vom 11. September hat die Diskriminierung stark zugenommen.

Insgesamt 1.316 Gebetssäle in Frankreich sind den Behörden bekannt. Die erste französische Moschee – die damals größte Europas – wurde 1926 in Paris in einem repräsentativen Gebäude eröffnet. Die meisten Gebetsräume befinden sich jedoch in stillgelegten Fabrikhallen, in Privatwohnungen oder in Geschäften. Viele Kommunen stellen den Gläubigen diese Räume inzwischen gratis zur Verfügung. Im Gegensatz zu den christlichen und jüdischen Geistlichen, deren Ausbildung längst formalisiert ist, gibt es für Imame keinen vergleichbaren Bildungsweg. Von den rund 1.000 Imamen, die in Frankreich praktizieren, hat sich eine große Zahl selbst zum Imam erklärt – ohne jede Ausbildung. Die meisten von ihnen arbeiten ehrenamtlich. Wer einen Lohn bekommt, erhält ihn aus dem Ausland – von Marokko über Algerien, Tunesien und die Türkei bis in die Golfstaaten. Nur zwei Prozent der Imame ist in Frankreich geboren. Viele können kaum Französisch.

In jedem ärmeren Viertel in Großbritanniens Städten gibt es eine Moschee, die meisten sind Zweckbauten, Betonklötze mit einem Minarett. Eine Ausnahme ist die erste Moschee, die 1889 in Woking im Südwesten Englands von dem viktorianischen Architekten W. L. Chambers gebaut wurde. Sie heißt „Shah-Jeham-Moschee“ nach dem Sultan, der den Tadsch Mahal bauen ließ.

Der Irakkrieg hat für britische Muslime viel verändert, doch schon seit den Neunzigerjahren ist das Stillhalteabkommen, das es laut britischem Verfassungsschutz mit den Muslimen gab, aufgekündigt. „Die neuen muslimischen Einwanderer waren jünger und wütender“, schreibt der Journalist Jason Burke. Die verschiedenen radikalen Gruppen schlossen sich 2001 zum „Islamic Council of Britain“ zusammen, um ein Gegengewicht zum gemäßigten „Muslim Council of Britain“ zu schaffen, der mit seinen 400 zugehörigen Organisationen enge Kontakte zur Regierung unterhält. Der Staat reagierte: Die Zahl der Muslime, die in britischen Gefängnissen sitzen, hat sich seit 1993 verdoppelt, insgesamt sind es knapp 4.300. DORA, RASO