Massaker zum Ramadan

Zu Beginn der Fastenzeit wird Bagdad von der schwersten Anschlagsserie seit Ende des Krieges erschüttert. Die Rotkreuzzentrale ist eins von fünf Zielen. 42 Tote und über 230 Verletzte

BAGDAD afp/epd/dpa ■ Bei der schwersten Serie von Anschlägen seit dem offiziellen Ende des Irakkriegs sind gestern zu Beginn des Ramadans mindestens 42 Menschen innerhalb weniger Stunden getötet worden. Das berichtete der arabische Sender al-Dschasira. Irakische Behörden sprachen dagegen von 34 Toten und mehr als 230 Verletzten. Hauptziel der fünf Selbstmordattentat war die Zentrale des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK). Als davor ein mit Sprengstoff beladener Krankenwagen explodierte, starben zehn Iraker, darunter zwei IKRK-Mitarbeiter. Weitere Autobomben detonierten vor vier Polizeistationen. Nach Angaben der irakischen Behörden starben insgesamt acht Polizisten und 26 Zivilisten. Bei dem Angriff auf eine Polizeiwache seien auch zahlreiche Schulkinder verletzt worden. Wer hinter den Anschlägen steht, wurde zunächst nicht bekannt. Die Attentate riefen weltweit Empörung hervor.

Das IKRK will nach der Anschlagsserie Mitarbeiter aus Bagdad abziehen. „Wir werden morgen damit beginnen, internationale Mitarbeiter auszufliegen, und dann sehen, wie wir die Hilfe mit unseren irakischen Mitarbeitern fortsetzen können“, sagte der IKRK-Delegationsleiter der ARD. Für die Organisation seien außerdem 800 irakische Mitarbeiter tätig.

Unterdessen prüft das Bundesinnenministerium, ob die nach Bagdad entsandten Mitarbeiter des Technischen Hilfswerkes dort bleiben können. Die evangelische Diakonie-Katastrophenhilfe will ihre Arbeit trotz der Anschläge fortsetzen. Die Sprecherin der „Aktion Deutschland Hilft“, ein Zusammenschluss von neun Hilfsorganisationen, sprach von großen Risiken. Sobald Helfer mit den Besatzungsmächten in Verbindung gebracht würden, seien sie massiv bedroht. Das gelte auch für irakische Helfer. Sie würden der Kollaboration verdächtigt. Jürgen Lieser von Caritas International sagte, die internationalen Organisationen müssten sich in Bagdad unsichtbar machen, um weiterarbeiten zu können. Help lässt seine Projekte vorerst ruhen. Auch Care hat seinen internationalen Mitarbeitern Besuche bei Projekten untersagt. Ein Notfallplan für die Evakuierung der Helfer ist vorbereitet.

ausland SEITE 10