Zart krächzt die Krähe

„REM“ steht für „Rapid Ear Movement“, kann aber auch „Reihe elektronischer Musik“ bedeuten. In deren Rahmen tritt das Künstlerkollektiv „Tonto“ in der Weserburg auf

Comics oder Pfeitöne: Bei einem Auftritt von „Tonto“ weiß man nie genau, was passiert.

Ein Stakkato aus hohen Pfeiftönen, das wie ein elektronischer Sirenenchor klingt. Darunter ein dumpfes Knacken und Kratzen, das den Grundbeat vorgibt. Der Chor wird schwächer und ein Schaben, das an ein verzerrtes Krähenkrächzen erinnert, schwingt sich auf zu einer zarten Melodie.

Das hier angedeutete Musikstück des Österreichers Robert Lepenik heißt „bar it“ und liefert einen Vorgeschmack darauf, was am kommenden Donnerstag in Bremen zu hören sein wird. Lepenik ist Teil des Künstlerkollektivs „Tonto“ aus Graz, das im Neuen Museum Weserburg gastiert. Eingeladen wurden die Österreicher von der „projektgruppe für neue musik“ (pgnm). Der genaue Verlauf des Abends ist noch nicht klar. Lepenik wird wohl mit E-Gitarre und elektronischer Musik experimentieren. Renate Oblak und Michael Pinter werden dazu wahrscheinlich schnelle Videosequenzen von Computerfehlern zeigen. Zeichnerin Edda Strobel präsentiert Comics als Hefte, Projektion oder Computeranimation.

Der Auftritt von „Tonto“ ist nicht die erste Veranstaltung dieser Art in der Weserburg. Die pgnm hat im Frühjahr diesen Jahres eine Konzertreihe mit dem Titel „Rapid Ear Movement“ (REM) gestartet. An zehn Abenden wurde und wird das Zusammenspiel von zeitgenössischer Kunst, elektronischer Musik und neuen Technologien erprobt. Hauptanligen bleibt allerdings, die Etablierung der elektronischen Musik im Bremer Kulturbewusstsein voranzutreiben. Der Realisierung dieses Ziel ist man in diesem Jahr ein gutes Stück näher gekommen. Christoph Ogiermann, Mitinitiator der „REM“-Reihe, zeigt sich zufrieden. Mindestens 40 Besucher seien pro Konzert zu verzeichnen.

Aufgrund des hohen Zuspruchs wird „REM“ auch 2004 mit 12 Konzerten fortgesetzt. Dabei wird auch die Finanzierung von „REM“ Thema sein. „Dieses Jahr lief die Reihe vor allem durch Enthusiasmus und durch Freundschaftsdienste“, erklärt Ogiermann. Die pgnm bemühe sich daher zur Zeit um Zuschüsse von privaten Kultursponsoren und vom Senat. Druckreif sei allerdings noch nichts. Es bleibt zu hoffen, dass den Bremern ihr kleines bisschen Musikavantgarde etwas wert ist. Tim Ackermann

„Tonto“: am Donnerstag, 30. Oktober im Neuen Museum Weserburg. 20 Uhr