„Please validate your Ticket!“

Die BVG reagiert auf Kritik: Mit einer Informationskampagne sollen insbesondere Touristen über die Pflichtder Fahrschein-Entwertung informiert werden. Im nächsten Jahr wird es noch mehr Fahrgastkontrollen geben

„Liebe Schwarzfahrer, unsere Kontrolleure sind so unauffällig wie ihr“, „Liebe Schwarzfahrer, 40 Euro sind übrigens 80 Mark“, „Schwarzfahrer, stellt euch. Dem Fahrkartenautomaten.“ Mit diesen Slogans wollen die Berliner Verkehrsbetriebe in Zukunft die Zahlungsmoral ihrer Kunden steigern. Zudem will die BVG die im Sommer noch umstrittenen Fahrgastkontrollen durch private Sicherheitsfirmen ausweiten. Gleichzeitig sollen verstärkt englischsprachige Hinweisschilder angebracht werden, um Touristen das Kaufen und Entwerten von Fahrkarten zu erleichtern.

Hintergrund der gestern vorgestellten Kampagne, die den Namen „Fahr fair“ trägt: Im Sommer hatten sich immer mehr Touristen über unsachgemäßes und zum Teil rüdes Verhalten von Kontrolleuren beschwert und damit eine hitzige öffentliche Debatte ausgelöst. Manche Touristen hatten bei Kontrollen sogar den Eindruck gewonnen, sie seien bewusst in eine Falle gelockt worden, weil Kontrolleure schnell ihre „Fangquoten“ erfüllen wollten.

BVG-Chef Andreas Graf von Arnim kündigte gestern einige Änderungen bei den Kontrollen an. So sollen in Zukunft nur noch Fahrgäste zur Kasse gebeten werden, die im Fahrzeug fahren oder gerade aussteigen. Wer sich auf dem Bahnhof aufhält, um jemanden abzuholen oder eine Zeitung zu kaufen, kann dies künftig ohne Furcht tun. Bei Touristen, die einen falschen Tarif gekauft oder ihren eben erworbenen Fahrschein noch nicht entwertet haben, soll in begründeten Einzelfällen auch mal ein Auge zugedrückt werden.

Dass die rund 320 privaten Kontrolleure auch wirklich korrekt vorgehen – dafür sorgen bis zu 80 BVG-Mitarbeiter, die die Kontrolleure kontrollieren. Die Anzahl dieser Kontrolleure wurde damit erheblich erhöht, sie sind allerdings nicht ausschließlich damit beschäftigt.

Im nächsten Jahr sollen die Fahrgastkontrollen noch einmal ausgeweitet werden. Werden derzeit täglich etwa 27.000 BVG-Nutzer überprüft, so sollen es 2004 rund 40.000 sein. In diesem Jahr wurden von Januar bis September insgesamt über sieben Millionen Fahrgäste überprüft. Davon hatten knapp 436.000 keinen gültigen Fahrschein, das entspricht einer Quote von rund sechs Prozent. Dabei hatten rund 16.000 ein Ticket ohne Entwertung beziehungsweise mit Mehrfachentwertung. Der Anteil der Touristen hierbei machte rund 28 Prozent aus, was einer Zahl von 4.500 enspricht.

Um den Touristen das ungewöhnliche System von Kaufen und Entwerten besser zu erklären, will die BVG nun verstärkt englischsprachige Hinweisschilder anbringen. Außerdem sollen Lautsprecheransagen auf den Bahnhöfen und ein Spot im U-Bahn-Fernsehen auf die Pflicht hinweisen, Tickets abzustempeln. Und auf jedem Fahrschein steht: „Please validate your Ticket.“ Von Arnim: „Insgesamt hoffen wir, dass sich damit der Anteil der Touristen, die ohne gültigen Fahrausweis angetroffen werden, deutlich verringert.“

RICHARD ROTHER