Neue Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten

In einem Bagdader Stadtteil kämpfen Verbündete der USA gegeneinander. Anlass: Festnahme eines Sunnitenführers

BERLIN taz ■ In der irakischen Hauptstadt Bagdad haben Sicherheitskräfte die Zufahrtsstraßen zu dem Stadtviertel Fadil abgeriegelt, nachdem es am vergangenen Samstag dort zu Kämpfen zwischen der Armee und einer sunnitischen Miliz mit drei Toten gekommen war. Angehörige der Armee patrouillierten durch Fadil und versuchten, Bewohner zur Abgabe ihrer Waffen zu bewegen. Andernfalls würden sie als Terroristen angesehen und entsprechend behandelt.

Hintergrund der Gefechte ist die Festnahme von Adil al-Maschhadani, dem örtlichen Führer der sunnitischen Erweckungsmiliz, die von den USA „Söhne des Irak“ genannt wird. Dabei handelt es sich um Stammesangehörige, die früher mit al-Qaida zusammengearbeitet haben, später jedoch die Fronten wechselten und jetzt auf Seiten der USA stehen. Diese Entwicklung wird als wichtiger Faktor für das Nachlassen der Gewalt gesehen. Die USA haben die irakische Regierung aufgefordert, mit der Erweckungsmiliz zusammenzuarbeiten, aber zwischen den Schiiten an der Macht und den sunnitischen Bewaffneten bestehen nach wie vor Spannungen. Bei den Gefechten am Wochenende kämpften also Einheiten gegeneinander, die beide offiziell mit den USA verbündet sind. Nach Angaben der BBC stellten die US-Truppen im Irak klar, dass al-Maschhadani nicht in seiner Eigenschaft als Anführer der Erweckungsmiliz von irakischen Einheiten festgenommen worden sei. Ihm wird vorgeworfen, Anschläge verübt, Kontakte zu terroristischen Gruppen unterhalten sowie sich durch Erpressung und Bestechung bereichert zu haben. B.S.