Mit dem Knopf im Ohr

Greenpeace energy hat in fünf Jahren 22.000 Kunden gewonnen und feiert das Jubiläum mit einem Kongress an der Universität Hamburg

von Gernot Knödler

Wer in einer Marktwirtschaft lebt, muss deren Gesetze respektieren. Dazu gehört, dass bisweilen ein Angebot seine eigene Nachfrage schafft. Greenpeace hat das mit dem FCKW-freien Kühlschrank vorgeführt und mit dem Ökostrom von Greenpeace energy wiederholt. Vor fünf Jahren ist die Einkaufsgenossenschaft für sauberen Strom gegründet worden. Inzwischen versorgt sie rund 22.000 Kunden mit nicht-atomarem, CO2-reduziertem Strom – Grund genug, das Jubiläum mit einem Kongress zu den „Perspektiven einer sauberen Energiewirtschaft“ in der Uni Hamburg zu feiern.

Greenpeace initiierte die Genossenschaft Ende 1999, weil der Atomausstieg durch Wechsel des Versorgers nach der Liberalisierung des Strommarktes schleppend anlief. Nach einem halben Jahr am Markt hatten viele alternative Anbieter bloß 60 bis 70 Kunden – und das obwohl 60.000 Leute die Greenpeace-Stromwechsel-Kampagne unterschrieben hatten.

Über die Zahl der Haushalte, die heute Ökostrom beziehen, reichen die Schätzungen von einem bis 1,5 Prozent, das wären 380.000 bis 570.000 der rund 38 Millionen Haushalte in Deutschland. Jan Haase von Greenpeace energy schätzt, dass davon 200.000 bis 250.000 bei unabhängigen Anbietern einkaufen. Der Rest sei auf das Öko-Angebot seines alten Versorgers umgestiegen. Trotzdem sagt Haase: „Wir sind äußerst zufrieden.“

Greenpeace energy habe ein gesundes Wachstum und stabile Preise angestrebt. Die Genossenschaft sei stets stärker gewachsen als geplant und ihre Preise in den fünf Jahren bloß um 2,9 Prozent gestiegen. Die übrigen Alternativ-Anbieter hätten ihre Preise im Durchschnitt um 20 Prozent angehoben. Trotzdem liegt Greenpeace energy mit seinem Angebot auch heute noch am oberen Ende der Preisskala.

Für den Mehrpreis gibt es Strom, der zu mindestens 50 Prozent aus regenerativen Quellen und maximal 50 Prozent aus Kraft-Wärme-Koppelung auf Gas-Basis stammt. Der Anteil an Photovoltaik-Strom liegt bei einem Prozent, im Bundesdurchschnitt sind es 0,06. Beim Einkauf achtet die Genossenschaft besonders auf tadellose Lieferanten. Als einer der ersten Anbieter weist Greenpeace energy die Herkunft des Stroms auf der Rechnung aus. Die Einlagen der Genossen stellen die völlige Unabhängigkeit von institutionellen Kapitalgebern und deren Interessen sicher. „Wir sind komplett innenfinanziert“, sagt Haase. Eine Tochterfirma, Planet Energy, initiiert den Bau neuer Anlagen zum Anzapfen erneuerbarer Energiequellen.

Der Jubiläumskongress beginnt morgen Abend um 19 Uhr mit einem Vortrag von Franz Alt zur Energiewende im Hauptgebäude der Uni an der Edmund-Siemers-Allee. Ab 19.45 Uhr wird Vattenfall-Sprecher Johannes Altmeppen mit Gerhard Kiess von der SolarWord AG, Johannes Lackmann vom Bundesverband Erneuerbare Energie und Hans Joachim Ziesing vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung diskutieren. Moderiert von Harald Schumann („Die Globalisierungsfalle“), diskutieren sie über saubere Energie als Jobmotor. Am Sonnabendvormittag werden die Perspektiven für eine Energiewende erörtert, am Nachmittag in vielen parallelen Foren deren praktische Implikationen diskutiert.