Übersee übt Überblick
: Kinder statt Kühe!

Das Übersee-Museum entwickelt sich. Womit jetzt nicht Ticketrekorde (dieses Jahr voraussichtlich 160.000) oder die Komplettsanierung (bis 2010) gemeint sind. Sondern die wieder aufgenommene Auseinandersetzung mit seiner Geschichte.

Kommentar von Henning Bleyl

Denn: Nach der radikalen Entkolonialisierung des Hauses Ende der Siebziger waren die vergangenen zehn Jahre eher von einem „Rollback“ geprägt – von dem Bemühen, mit der vergrätzten Bremer Wirtschaft (auf deren Initiative das Haus 1896 gegründet worden war) wieder engere Bande zu knüpfen. Die Folge: Bei Projekten wie der Schokoausstellung ging es mehr um lila Kühe als um Kinderarbeit.

Die Indizien für einen umfassenderen Blick sind klein, aber sichtbar: Heute, zum hundertsten Jahrestag des Herero-Massakers, wird eine kleine „Gedenk-Ecke“ eingeweiht. Namibia, das von Bremer Kaufleuten gegründete „Deutsch-Südwest“, war im Übersee jahrelang überhaupt nicht mehr vorgekommen.

Auffällig ist auch die Beteiligung des „Informationszentrums für Menschenrechte und Entwicklung“ (biz). Bevor es 1999 in den stillen Gängen des „Übermaxx“ verschwand, war es mitten im Museumsfoyer präsent. Jetzt kommen wenigstens die Inhalte wieder stärker vor.

Bericht Seite IV