Uneinigkeit über Lohnverzicht

DGB: Keine Alternative bei Opel und Telekom. Gewerkschaft Ver.di lehnt Ansinnen ab

BERLIN taz ■ Die Sanierungspläne des Autoherstellers Opel und der Deutschen Telekom sorgen bei den Gewerkschaften für Uneinigkeit. Während die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di die Telekom-Pläne als „undiskutabel“ und einen „Gipfel der Zumutung“ geißelte, gibt es beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) auch Verständnis für die angestrebte Arbeitszeitverkürzung in den beiden Unternehmen.

Es gebe zwar „keinen Anlass zum Jubel“, erklärte DGB-Vorstandsmitglied Heinz Putzhammer gestern in Berlin, „aber in Krisenzeiten gibt es keine andere Möglichkeit, um Arbeitsplätze zu erhalten“. Damit ist Putzhammer ganz auf Linie von Kanzler Gerhard Schröder (SPD), der gestern am Rande eines Besuches in der slowakischen Hauptstadt Bratislava zu den Plänen von Opel und Telekom sagte: „Jede Arbeitszeitgestaltung, die Entlassungen verhindert und zu Neueinstellungen führt, ist ein Fortschritt.“ Die Telekom strebt für ihre 100.000 Beschäftigten in Deutschland eine Arbeitszeitverkürzung von zehn Prozent ohne Lohnausgleich an. Opel will die Arbeitszeit von 35 auf 30 Stunden senken – und davon angeblich 2,6 Stunden bezahlen.

Die Aussage von DGB-Vorstandsmitglied Putzhammer wollte Ver.di-Vize Franz Treml gestern „nicht kommentieren“. Natürlich stehe in Krisenzeiten auch die Gewerkschaft „in der Verpflichtung, Arbeitsplätze zu erhalten“, sagte Treml der taz, aber „nicht einseitig und unter diesen Konditionen“.

Der Telekom-Vorstand fordert neben der Arbeitszeitverkürzung auch eine moderate Lohnrunde für 2004 und eine deutliche Absenkung der momentan 4.000 Lehrstellen. „Das kann man nicht als Beschäftigungspakt bezeichnen“, erklärte Treml. Gleichzeitig wolle Treml alles dafür tun, um betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen: „Dieses Drohpotenzial müssen wir ernst nehmen.“ Noch im November werden die Gespräche zwischen Telekom-Vorstand und Ver.di aufgenommen, ehe die beiden Parteien im April oder Mai nächsten Jahres in die Tarifrunde einsteigen. Der Tarifvertrag bei der Deutschen Telekom läuft Ende 2004 aus.

Bei Opel dagegen wird schon verhandelt. Im Stammwerk Rüsselsheim soll angesichts des schleppenden Autoabsatzes bis Ende 2004 die 30-Stunden-Woche eingeführt und die Produktion gedrosselt werden. Opel-Chef Carl-Peter Forster will auch eine Verringerung der Belegschaft erreichen. Vom Betriebsrat gab es gestern keine Stellungnahme, „erst wenn die Verhandlungen ein Ergebnis haben“, hieß es.

Schon Mitte 2001 hatten sich Vorstand und Arbeitnehmervertretung auf den Sanierungsvertrag „Olympia“ verständigt. Der sah in Deutschland für 2002 und 2003 die Kürzung von 2.500 Stellen sowie die Verschiebung von Teilen des Weihnachtsgeldes in die nächsten Jahre vor. Als Gegenleistung sicherte der Vorstand zu, bis Ende 2005 keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen. Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz sagte zur Ausgangsposition für die Verhandlungen: „Diese Verträge sind für uns wie geschriebene Gesetze.“ THILO KNOTT