Allein unter Tiefstaplern

In die neue Basketball-Saison starten die Westrivalen eher verhalten. Nur Rhein-Energie Köln will den Pokal verteidigen und die Köln-Arena füllen. Auch deshalb hofft die Liga auf eine Million Zuschauer

Das Projekt Metropolen-Basketball ist erstmal gescheitert

AUS KÖLN CHRISTIANE MITATSELIS

Stephan Baeck wirkte ein wenig nervös, er trat von einem Fuß auf den anderen. „Wer mich komische Sachen fragte, der wird mich gleich beim Spiel kennen lernen“, sagte der Sport-Manager des Basketball-Bundesligisten RheinEnergie Köln. Die Fragen, die ihm die Journalisten bei der Saisoneröffnung im Kölner Basketball-Zirkuszelt Energy-Dome stellten, hielten sich aber im sehr moderaten Bereich – und so zeigte sich der Ex-Nationalspieler gnädig. Bei den anschließenden Spaß-Partien der Medienvertreter gegen die Klub-Manager drehten Baeck und Kollegen nicht voll auf, einmal durften sogar die Journalisten gewinnen.

Und was soll die neue Saison, die am übernächsten Wochenende beginnt, für die Kölner bringen? Die RheinEnergisten – mit einem Jahres-Etat von 3,5 Millionen Euro reichstes Team neben Berlin und Meister Frankfurt – wollen mindestens wieder den Basketball-Cup holen, am besten aber wollen sie Pokalsieger und Meister werden. Dafür haben sie mit Armin Andres, 45, einen neuen Trainer und fünf neue Profis geholt, darunter Nationalspieler Marko Pesic, ehemals Alba Berlin. Ziel sei es nun, so Baeck, „attraktiven und schnellen Basketball“ zu spielen, um möglichst viele Zuschauer anzulocken: Immerhin vier Spiele finden in der gigantischen Kölnarena statt. Ein Desaster wie in der Vorsaison, als gegen Bamberg nur 5.000 Besucher in die 18.000 Zuschauer fassende Halle kamen, will der Klub vermeiden.

Ansonsten traten die Clubmanager der 16 Bundesligisten eher bescheiden auf. Die Bonner wollen möglichst weit nach oben, die finanzielle Zukunft der Telekom Baskets scheint gesichert. „Wir haben den Vertrag mit dem Hauptsponsor verlängert“, sagt Neu-Geschäftsführer Joachim Luksch. Leverkusens Thomas Deuster meinte: „Bei uns verändert sich nicht viel.“ Heißt: Die Bayer Giants wollen weiter offensiv mit deutschen Spielern arbeiten – und in den Playoffs ganz weit kommen. Auch die Liga übt sich in Zurückhaltung: „Wir hatten im vergangenen Jahr in den Hallen insgesamt 900.000 Zuschauer und hoffen, dass wir die Millionengrenze knacken können“, sagte Jens Brämer, BBL-Vizepräsident.

Das von Geschäftsführer Otto Reintjes, der wegen einer Grippe nicht an der Veranstaltung teilnahm, verfolgte Projekt, Basketball vor allem in den Metropolen zu etablieren, ist offensichtlich erstmal gescheitert: Der Trend geht eher in die Provinz: Tübingen (85.000 Einwohner) und Schwelm (30.000 Einwohner) sind aufgestiegen. „Was sollen wir machen“, sagt BBL-Sprecher Dirk Kaiser. „Wir haben eine klare Regel: Sportliche Meister haben das Recht, oben mit zu spielen.“ Womöglich wird in den nächsten Jahren aber wenigstens Zweitligist Düsseldorf in die Eliteliga vordringen können.

In der Landeshauptstadt wird im Stadtteil Rath bis 2006 eine 11.000-Zuschauer fassende Mehrzweckarena gebaut, eine attraktive Sache für die Liga. „Man muss aber erst schauen, ob Basketball in Düsseldorf in großem Rahmen angenommen wird“, sagt Kaiser. Eine Lösung würde die Liga im positiven Fall sicher finden, auch ohne sportlichen Erfolg. Köln kam 2001 schließlich auch mit der Lizenz von Rhöndorf in die BBL. Ein weiterer Hoffnungsschimmer für die Basketballer: Auch die Bonner, die zurzeit noch in einer in der Schulsporthalle auf dem Hartberg spielen, wollen investieren: Zu den Playoffs 2006 soll eine 5.500-Zuschauer-Arena fertig sein.

Toll findet die BBL auch ihren neuen TV-Vertrag. Mit dem Abo-Sender Premiere sei man sich weitgehend einig, berichtet der Kölner Geschäftsführer Walter Pütz, zweiter BBL-Vize-Präsident. In spätestens in zwei Wochen soll unterschrieben werden. Premiere wird 65 Spiele pro Saison zeigen, meist am Samstagabend um viertel vor sieben. Dafür bekommt die Liga zwar kein Geld. Trotzdem habe sie sich verbessert gegenüber der vergangenen Saison, als das DSF übertrug, findet Pütz. „Wir hatten nur 100.000 Zuschauer im Schnitt, eine Katastrophe. Premiere hat 3,2 Millionen Abonnenten“ Außerdem trägt der Sender die Produktionskosten – beim DSF musste die Liga sich daran beteiligen.