Enzyme, unsere kleinen Küchenhelfer

Mikroorganismen ersetzen Waschmittel. Deutscher Umweltpreis geht an Biologen Antranikian. Unternehmer Jung erhält weiteren Preis für besonders dichte Dichtungen. Auch Exkanzlergattin Loki Schmidt ausgezeichnet

BERLIN taz ■ Die Gewinner der mit 500.000 Euro höchst dotierten Umweltauszeichnung Europas stehen fest: Es sind der Pulheimer Unternehmer Alfred Heinrich Jung und der Hamburger Mikrobiologe Professor Garabed Antranikian, der für seine Arbeit in der „weißen Biotechnologie“ belohnt wird.

1951 in Jordanien mit armenischer Abstammung geboren, habilitierte Antranikian 1988 in Göttingen im Fachbereich Mikrobiologie und folgte danach dem Ruf der Technischen Universität Hamburg-Harburg für eine neu errichtete Professurstelle der Mikrobiologie. Er hat 106 Patente angemeldet, die alle auf die Etablierung von Bioorganismen als Prozessbeschleuniger im Ersatz für umweltschädliche chemische Verfahren abzielen. Sein Steckenpferd sind Mikroorganismen, die extreme Lebensbedingungen wie besondere Hitze, Kälte oder Säure unbeschadet überleben. An unterschiedlichsten Orten der Welt hat er der Natur auf die Finger geschaut, um möglichst belastbare, maßgeschneiderte Enzyme für die Industrie zu extrahieren. Beispielsweise in Waschmitteln eingesetzt, sorgen sie für eine Verringerung des Verbrauchs und eine gute Reinigungskraft schon bei niedrigen Temperaturen.

Alfred Jungs Engagement für die Umwelt kommt aus einer ganz anderen Ecke. Ihm wird der Preis für die Entwicklung einer neuen Dichtungstechnologie verliehen. Der 1954 geborene studierte technische Betriebswirt gründete 1988 seine Firma Jungtec. Bislang waren selbst modernste Dichtungen, die die Entweichung gesundheits- und umweltschädlicher Substanzen aus der Produktion in die Umwelt verhindern sollten, nicht in der Lage, vollständig abzuschließen. Aus einer einzelnen Dichtung mit einem Durchmesser von 40 Millimeter traten jährlich trotzdem bis zu 300 Liter flüchtige Verbindungen aus, giftig, teilweise Krebs erregend und förderlich für den Treibhauseffekt. Mit den neuartigen Industriedichtungen werden diese Emissionen um 95 Prozent gesenkt. Die Dichtungen bestehen aus Metallgrafit, die im Rohrleitungsbau zwischen die Verbindungsstücke gesetzt werden.

Mit der Wahl der Preisträger unterstreicht die Deutsche Bundesstifung Umwelt (DBU) ihre derzeitige Schwerpunktsetzung. Sie fördert vor allem umweltinnovative klein- und mittelständige Unternehmen wie die Firma Jungtec mit einem Dutzend Mitarbeitern. Darüber hinaus ist sie eine der wenigen Institutionen, die aktiv auf die weiße Biotechnologie setzt.

Abzüglich von der Gesamtsumme wird erstmalig ein Ehrenpreis in Höhe von 10.000 Euro an Loki Schmidt, Ehefrau von Altbundeskanzler Helmut Schmidt, vergeben. Hannelore Schmidt habe mit zahlreichen Projekten seit Jahren eine „Bresche für den Umweltschutz geschlagen“, sagte der DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde. Vor allem die Botanik hat es der heute 85-jährigen angetan, die zum Beispiel das Kuratorium zum Schutz seltener Pflanzen mit begründete und auf die Notwendigkeit hinwies, das genetische Erbe der Pflanzenwelt zu erhalten. STEFANIE WERNER