Opel liefert Partnern Probleme

Aufgrund der Opel-Krise sind auch Zulieferfirmen vom Rotstift bedroht. Mindestens 1.000 weitere Plätze werden voraussichtlich wegfallen. Bundesverband mittelständischer Wirtschaft gibt Tipps

VON BORIS R. ROSENKRANZ

Von den Einsparungen bei Opel sind nicht nicht nur 4.000 Mitarbeiter im Bochumer Werk betroffen. Auch die Zulieferer des Automobil-Fabrikanten müssen nun um ihre Zukunft bangen. Der Geschäftsführer der Bochumer Industrie- und Handelskammer (IHK), Tillmann Neinhaus, befürchtet, dass im Ruhrgebiet weitere 1.000 Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer fallen – „mindestens“, sagt Neinhaus.

Eine genaue Zahl zu errechnen sei momentan allerdings nicht möglich. „Wir wissen ja noch gar nicht, was auf uns zukommt“, so Neinhaus weiter. Erst wenn rauskomme, welche Teile des Bochumer Werks betroffen seien, könne man weiterreden. Zumal viele der Zulieferer nicht ausschließlich Opel zuarbeiten würden. Einige Unternehmen bestückten auch noch andere Automobil-Hersteller mit Zubehör oder gingen weiteren Firmen mit unternehmensnahen Dienstleistungen zur Hand. Die Dienstleister werden nach Neinhaus‘ Ansicht von der Krise am schwersten betroffen sein.

Wolfgang Nettelstroth, Sprecher der IG Metall in NRW, vermutet auch, dass Zuliefer-Firmen mit Problemen zu rechnen haben. Festlegen will er sich aber noch nicht. Jetzt Zahlen zu nennen, falle „in den Bereich des Spekulativen“. Derzeit sei die IG Metall dabei, zu recherchieren. Dennoch: Zu den von Neinhaus bezifferten 1.000 bedrohten Stellen in der Region sagt er: „Die fallen mit Sicherheit weg.“ Aber es gebe Zulieferer im Ausland, die auch betroffen seien.

Den Partner-Unternehmen sind momentan die Hände gebunden. „Bei uns steht die Produktion derzeit ebenfalls still“, sagte gestern Astrid Schafmeister, Sprecherin von Johnson Controls. Der amerikanische Fabrikant montiert nahe des Bochumer Opel-Werks Autositze – allerdings nicht nur für die Marke mit dem Blitz, sondern auch für die Karosserien von Ford, die in Köln produziert werden. „Die Stimmung ist nicht aufgeheizt“, sagte Schafmeister der taz. Jene Hälfte der 610-köpfigen Belegschaft, die Sitze für Opel bauen, sei durch den spontanen Streik ihres Auftraggebers gezwungen, auch zu pausieren. Schafmeister: „Wir warten auf eine Entscheidung“, die dann „natürlich auch Auswirkungen auf unsere Belegschaft haben wird.“

Doch wird sich die Opel-Krise nur auf die unmittelbaren Partner niederschlagen? Oder wird gar der Einzelhandel im Revier davon betroffen sein? IHK-Chef Neinhaus ist unsicher: „Auswirkungen auf den Einzelhandel zu errechnen, ist nicht möglich“, sagt Neinhaus, da die von den Kündigungen bedrohten Mitarbeiter nicht alle in einer Stadt des Reviers wohnten. Ein wirtschaftlicher Knick ist aber auch hier zu erwarten, wenngleich er wohl nicht so spürbar sein wird wie bei Karstadt oder Opel.

Während sich zig tausend Menschen Sorgen um ihre Zukunft machen, gibt der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) Tipps zur Rettung der General Motors-Tochter. „Jede Krise bietet auch eine Chance“, weiß Herbert Schulte, Chef des BVMW-Landesverbandes. Schulte erscheint die Lösung der Probleme ganz einfach. So schlug er gestern in Düsseldorf vor, die Krise bei Opel zu nutzen, um „jetzt mit der Produktion von PKW mit alternativen Energiequellen zu beginnen.“ Das notwendige Know-How dafür sei in NRW bereits geschaffen worden.