Azubis gegen Telekom-Goliath

Angeblich will der Telekommunikationsriese nächstes Jahr bundesweit nur noch zwei statt bislang 4.000 Lehrstellen anbieten. Heute „Gladiatorenkampf für Azubis“

Hannover taz ■ Wie Gladiatoren wollen sie kämpfen: Hier die kleinen Azubi-Davids, dort der übermächtige Telekom-Goliath. Vielleicht gewinnen die jüngsten Telekomer ja den ungleichen Kampf. Gestern machten die Auszubildenden des IT-Riesen in Oldenburg mit einem „Gladiatorenkampf für Ausbildungsplätze“ erstmals auf einen drohenden Lehrstellen-Kahlschlag aufmerksam. Heute starten ab 9 Uhr Aktionen am Schillerdenkmal in Hannover. Der Grund: „Im Spätsommer hat uns die Telekom bei ersten Gesprächen gesagt, sie hätten im nächsten Jahr nur noch Bedarf für zwei Azubis in ganz Deutschland“, empört sich Verdi-Sekretär Peter Weiser. Dabei haben im September bundesweit noch 4.000 Azubis ihre Ausbildung beim Telekommunikationskonzern begonnen, in Niedersachsen und Bremen waren es 250. Insgesamt bildet die Telekom in der Region derzeit 800 Jugendliche in IT-Berufen aus.

Ohne Telekom-Lehrstellen sähe die Situation im Norden noch düsterer aus als bislang. Insbesondere in Niedersachsen und Bremen hat sich die Situation laut Arbeitsamt deutlich verschlechtert. Die Zahl der noch nicht vermittelten Bewerber war im Nordwesten Ende September auf 2.400 gestiegen – 30 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Insgesamt fehlten damals in allen nördlichen Bundesländern noch 3.600 Lehrstellen. Aktuellere Zahlen liegen nicht vor.

„Wir können nicht tatenlos zusehen, wie sich die Telekom mit dem Bund als größtem Aktionär aus der Verantwortung zieht“, sagt Verdi-Mann Weiser. Allein für die 75 Ausbildungsplätze in Hannover hatte es 2.500 Bewerbungen gegeben, bundesweit gab es für die 4.000 Lehrstellen 60.000 Interessenten. „Wir wissen nicht, ob wir wieder 4.000 anbieten können, aber es wird eine relevante Zahl im vierstelligen Bereich sein“, entgegnet ein Telekom-Sprecher. In wenigen Wochen werde der Azubi-Bedarf für 2004 feststehen. Da das Unternehmen für die gesamte IT-Branche ausbilde, müsse man bei sinkender Nachfrage Konsequenzen ziehen. „Vierstellig – das könnten auch nur noch 1.000 sein“, sagt Verdi-Sekretär Weiser. „Das wäre eine Absenkung um 75 Prozent.“ Kai Schöneberg