Dann eben wieder Opposition

Beratungs- und Informationsstelle für Frauen, kurz BIFF, feiert ihren 25. Geburtstag. Geschäftsführerin Heike Peper beklagt Kürzungen durch die Sozialbehörde, besinnt sich aber auch auf die Wurzeln der Frauenprojekte zurück

Interview: KAIJA KUTTER

taz: Die BIFF Eimsbüttel wird heute 25. Der Senat hat den Etat halbiert. Können Sie da feiern?

Heike Peper: Wir sind eine Einrichtung, die immer eine kritische Haltung eingenommen hat. Da sind 25 Jahre Grund zum feiern. Wir überleben ja gerade das „Senatsamt für die Gleichstellung“, das ein Jahr nach uns gegründet wurde und nun zum 1. Dezember aufgelöst wird.

Heißt das, die BIFF hat die Kürzungen ganz gut verkraftet?

Nein. Die haben uns empfindlich getroffen. Wir mussten unsere Beratungsstellen in Wandsbek und Altona schließen. Übrig geblieben sind Eimsbüttel, Winterhude und Harburg. Und auch dort mussten wir kürzen. Die ganze BIFF Eimsbüttel hat nur noch 53 Wochenstunden. Wir haben kürzer geöffnet, die Beratungen sind kürzer, die Frauen warten länger.

Wieviele kommen denn noch?

In 2002 hatten wir in Eimsbüttel 500 Beratungsgespräche. Für 2003 haben wir noch keine Zahlen, aber wir müssen mehr Frauen am Telefon weiterverweisen. Viele sind verunsichert und fragen, ob es uns noch gibt.

Müssen Sie jetzt Geld nehmen?

Wir haben seit 2002 eine Vorgabe, dass zahlungsfähige Frauen Beiträge leisten sollen. Aber da kommt nicht viel zusammen. Einer unserer Schwerpunkte ist die Beratung bei Trennung, da haben Frauen wenig Geld.

Andere Projekte mussten sich entfeminisieren. BIFF auch?

Ja. Wir mussten aus unserer Leistungsbeschreibung das Wort „feministisch“ ganz rausnehmen und durch „frauenspezifisch“ ersetzen. Und es wurde uns nahe gelegt, uns mehr auf Frauen mit Kindern zu konzentrieren. Uwe Riez, der für uns zuständige Amtsleiter, sagte, Familie sei nun mal Priorität dieses Senats.

Wirkt sich dies im Alltag in irgendeiner Weise aus?

Von uns aus können weiter alle Frauen zu uns kommen. Wir sprechen mit unseren Flyern auch weiterhin alle an.

Familiensenatorin Schnieber-Jastram hat gesagt, Frau sein allein sei kein Grund, zur Beratung zu gehen.

Stimmt. Das allein nicht. Aber es ist unterstellt worden, dass es heute keine geschlechtsspezifischen Benachteiligungen mehr gibt und nur Frauen mit Kindern Unterstützung brauchen. Dem möchte ich widersprechen. Es gibt für kinderlose Frauen genauso Benachteiligungen. Sei es die Akzeptanz am Arbeitsplatz, Probleme in der Partnerschaft, oder das der Gewalt.

Sind Sie im Dialog mit der Senatorin darüber?

Nein. Es gab nur Gespräche auf Sachbearbeiterebene und eben dieses eine mit Riez. Die Zusammenarbeit mit freien Trägern läuft über Ansage. Auch bei der Ausschreibung für die Interventionsstelle zum Gewaltschutzgesetz, das die 10-tägige Wegweisung von gewalttätigen Partnern aus der Wohnung vorsieht, hat es keine fachlichen Gespräche gegeben. Wir hatten uns zusammen mit anderen Trägern dafür beworben. Den Zuschlag bekam dann der Verein „Sozialarbeit und Segeln“, obwohl wir für das gleiche Geld eine längerfristige Betreuung geboten hatten, was für Frauen in der Lage sehr hilfreich wäre.

Wo sehen Sie eine Perspektive für Frauenprojekte?

Wir wollten nach der ersten Sparwelle unsere Kräfte bündeln. Deswegen haben alle Frauen- und Mädcheneinrichtungen im März den Fachverband „pro:fem“ gegründet. Aber wir kommen nicht zum Atemholen. Jetzt drohen die neuen Kürzungen und die Aufhebung der Anonymität bei den Frauenhäusern. Das sind massive inhaltliche Veränderungen. Und die Projekte sind weiter unter Druck, sich auf Familienfrauen zu beschränken oder für Männer zu öffnen.

Dann ist die Frauenszene bald nicht mehr zu erkennen?

Die neue Senatspolitik hat bereits bleibende Spuren hinterlassen. Aber bei uns löst das nicht nur Panik, sondern auch etwas Trotziges aus. Uns ist bewusst geworden, dass wir damals in den 70ern in Opposition zur herrschenden Politik angetreten sind. Das hat sich mit den Jahren verändert, und wir wurden immer mehr unterstützt. Aber nun müssen wir uns eben auf unsere Wurzeln zurückbesinnen.