was macht eigentlich... … Brigitte Mira?
: Schwächeln

Die Mutter der Nation, 94, kann die Rolle der Mutter nicht übernehmen. Vielleicht nie mehr? Sollen wir nun erschrocken oder doch eher erleichtert sein? Brigitte Mira ließ die Premiere des Mysterienspiels „Jedermann“ am Donnerstagabend im Berliner Dom sausen – und damit ihre Rolle als „Mutter“. Noch bis zur Hauptprobe am Dienstag war „Biggi“ Mira, die das Stück schon viele Jahre gespielt hat, dabei – doch dann vergaß sie ihren Text und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. „Ich bin so unendlich müde“, soll sie gegenüber der Regisseurin und Mira-Freundin Brigitte Grothum, 69, immer wieder gesagt haben. „Wir stellten ihr eine Bank auf die Bühne“, erzählt Grothum, aber die Mutter kam nicht mehr hoch. Statt Jedermann kam dann der Krankenwagen. Jetzt muss die Mira erst mal im Bett bleiben, und Hugo von Hofmannsthals Moralstück findet vorerst mit Ersatzmutter Hannelore Zeppenfeld statt. Mira betonte stets, dass ihre beste Medizin immer ihre Arbeit gewesen sei. „Wenn die Fernseh- oder Bühnenlichter angehen, geht’s mir prima“, drohte sie stets. „Am liebsten würde ich eines Tages auf der Bühne sterben“, ließ sie uns noch im April zu ihrem 94. wissen. 63 lange Jahre steht die Tochter eines russischen Pianisten nun schon auf Berliner Bühnen. Davor hatte sie schon fast 15 Jahre in Bremerhaven, Graz und Kiel getingelt. Erst Rainer Werner Fassbinder, der viel Jüngere, hatte sie mit „Angst essen Seele auf“ groß gemacht. Danach wanderte die Mira ins Fach der Berliner Schnauze – und wie heißt es dort? Mensch, Olle, nu is ma jut. AW FOTO: ARD